Chefkritik, ohne dabei Ihr Vertrauensverhältnis zu gefährden


Chefs sind keine Übermenschen. Sie haben Schwächen und machen Fehler wie jeder andere auch. Hin und wieder ist also bei ihnen, wie bei jedem anderen Mitarbeiter auch, Chefkritik angebracht. Wenn es in der Hierarchie keine weiteren Vorgesetzten mehr über ihnen gibt, müssen diese Chefkritik - wenn nötig - die Mitarbeiter übernehmen.

Den Chef kritisieren - Ja oder nein? 

Eine gute Führungskraft zeichnet sich zwar dadurch aus, dass sie kritikfähig ist. Allerdings können nicht alle Chefs diese Eigenschaft einer reifen Persönlichkeit für sich verbuchen. Die meisten Mitarbeiter halten sich deshalb vorsichtshalber mit Chefkritik zurück. Sie haben Angst vor möglichen Konsequenzen der Chefkritik, womöglich sogar einer Kündigung, und halten lieber den Mund.

Chefkritik ist wichtig!

Manchmal ist ein offenes Wort gegenüber dem Chef nötig, zum Beispiel, um Abläufe reibungsloser zu gestalten, damit alle effizienter arbeiten können. Immer wieder berichten uns Assistentinnen und Sekretärinnen, dass sie so ziemlich die einzigen Personen im Unternehmen sind, die sich gegenüber dem Chef auch einmal eine kritische Äußerung erlauben dürfen. Das ist durchaus nachvollziehbar. Denn Sie als Assistentin genießen das Vertrauen Ihres Chef und er kann davon ausgehen, dass Ihre Chefkritik nicht destruktiv, sondern wohlwollend gemeint ist.

Das bedeutet für Sie: Einfühlsame konstruktive Chefkritik mit den entsprechenden Verbesserungsvorschlägen können Sie sich als Assistentin also durchaus erlauben, wenn es einen Anlass dazu gibt.

Chefkritik: Was ist dabei erlaubt?

Chefkritik unter Kollegen ist mit Einschränkungen erlaubt

  • Wenn Mitarbeiter sich untereinander kritisch über den Chef äußern, gehen sie grundsätzlich davon aus, dass sie darauf vertrauen können, dass der andere die Chefkritik nicht an den Chef oder andere weiterträgt. Falls der Chef doch über Umwege von der Chefkritik erfahren sollte, braucht der betreffende Mitarbeiter sich keine Sorgen machen: In diesem Fall kann der Chef keine arbeitsrechtlichen Schritte gegen ihn einleiten - es sei denn, der Mitarbeiter versucht, ihm absichtlich zu schaden, und startete eine regelrechte Hetzkampagne.

Auf falsche Anschuldigungen folgt die fristlose Kündigung

  • Mitarbeiter müssen bei der Chefkritik immer bei der Wahrheit bleiben. Wenn Sie Lügen über Ihren Chef verbreiten, weil Sie sich über ihn geärgert haben, überschreiten Sie die Grenze dessen, was die Gerichte als angemessen und maßvoll bezeichnen. Ein Chef darf in einem solchen Fall sofort abmahnen und bei schwerwiegenden falschen Anschuldigen sogar fristlos kündigen.

Sie benötigen immer eine Begründung

  • Die Chefkritik muss immer sachlich sein. Wenn Mitarbeiter ihren Chef nicht persönlich angreifen, sondern sachlich bleiben, und die Chefkritik begründet ist, haben sie nichts zu befürchten.

 

Und wie kritisiere Ich meinen Chef nun?

Achten Sie dabei auf folgende sieben goldene Regeln des Kritikgesprächs:

1. Bereiten Sie sich vor.

Führen Sie das Kritikgespräch nie spontan, sondern gehen Sie Ihre Argumente vorher sorgfältig durch: Gründe für die Kritik; welche Fehler wurden gemacht; Vorschläge zur Verbesserung; welche Rückfragen könnte Ihr Chef stellen; wie reagieren Sie, wenn er wütend wird usw.

2. Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt.

Vereinbaren Sie einen Gesprächstermin, und wählen Sie einen Tag, an dem Ihr Chef voraussichtlich weniger gestresst ist. Sorgen Sie für eine angenehme und vor allem ungestörte Gesprächsatmosphäre in einem passenden Raum. Bester Zeitpunkt: eine Stunde nach Arbeitsbeginn. Jetzt ist noch keiner gestresst, und Sie hatten ausreichend Zeit, sich zu sammeln.

3. Kommen Sie sofort zur Sache.

Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, aber fallen Sie auch nicht mit der Tür ins Haus, nach dem Motto: „Was mich schon immer geärgert hat ...“. Zeigen Sie sich höflich und verbindlich und steigen Sie gleich ins Thema ein: „Herr Schneider, ich war vorige Woche dabei als ... und habe mir anschließend dazu Gedanken gemacht ... Ich möchte das gerne ändern und gemeinsam mit Ihnen überlegen, wie wir in Zukunft ...“.

4. Zeigen Sie selbstbewussten Respekt.

Unterwürfig brauchen Sie Ihre Kritik ganz sicher nicht anzubringen, sondern sachlich und vor allem konstruktiv. Das heißt: Beschreiben Sie die zu kritisierende Sache, nie die Person Ihres Chefs. Halten Sie sich nicht lange beim Negativen auf, sondern konzentrieren Sie sich schnell auf Ihre Lösungsvorschläge.

5. Ködern Sie Ihren Chef mit positiven Formulierungen.

Falsch: „Das Gespräch mit Sabine Meier am Dienstag war nicht so gut ...“. Richtig: „Ich habe mir überlegt, wie Sie Sabine Meier noch besser motivieren können, damit ...“. Falsch: „Ich bin nicht mehr bereit, Überstunden zu machen, die vermieden werden könnten, wenn ...“. Richtig: „Ich habe einen Weg gefunden, wie wir gemeinsam noch effizienter ...“.

6. Setzen Sie auf die „Sandwich-Methode“:

Betten Sie Ihre Kritik zwischen zwei Aussagen, die Ihren Chef motivieren, z. B.: „Ich fand Ihr Gespräch mit Sabine Meier am Dienstag sehr gut, weil die Angelegenheit endlich offen zur Sprache gekommen ist (Motivation). Einen Punkt in der Kommunikation mit Sabine Meier finde ich aber noch wichtig: ... (Kritik). Ich bin mir sicher, dass ihre Ergebnisse sich unter diesen Voraussetzungen bis Jahresende verbessern werden (Motivation).“

7. Widersprechen Sie nicht Ihrem Chef, sondern dem Inhalt seiner Ausführungen.

Falsch: „Sie haben Unrecht ...“ oder „Sie sollten besser ...“. Richtig: „Betrachten Sie die Angelegenheit doch einmal von dieser Seite ...“ oder „Wie denken Sie über ...“.

8. Akzeptieren Sie das Ergebnis.

Bedanken Sie sich zum Schluss auf jeden Fall bei Ihrem Chef für das Gespräch. Das gehört zum guten Ton und hat nichts damit zu tun, ob Sie das erreicht haben, was Sie wollten.

 

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