"Wenn ich vor anderen sprechen soll, dann verhaspele ich mich ganz oft, ich klinge quietschig und bekomme keine Luft mehr!" - Kommt Ihnen das bekannt vor? Keine Sorge, mit kleinen professionellen Sprechübungen haben Sie Ihren Auftritt vor Ihrem Chef und Ihren Kollegen im Griff, sei es im Meeting, auf der Betriebsfeier oder in der Diskussionsrunde beim Vertriebs-Kick-off.
Bitten Sie um Feedback
Im ersten Schritt geht es um eine Bestandsaufnahme: Was klappt gut, woran können Sie noch arbeiten? Am besten fragen Sie eine Kollegin, die Sie schon öfter im beruflichem Zusammenhang gehört hat, was ihr aufgefallen ist. Oder fragen Sie Freunde und Bekannte, die Sie gut kennen.
Elektronisches Feedback
Um herauszubekommen, ob Sie klar und verständlich sprechen, können Sie auch eine Diktier-App nutzen (zum Beispiel Dragon Dictation). Diese Apps nehmen gesprochene Sprache auf und setzen sie in geschriebene Sprache um. Überprüfen Sie, wo die App Verständnisschwierigkeiten hat - genau daran können Sie arbeiten.
Nehmen Sie sich selbst auf
Wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Nehmen Sie sich selbst auf und hören Sie sich die Aufnahme dann an. Bitte erschrecken Sie nicht! Für jeden Menschen klingt die eigene Stimme bei einer solchen Aufnahme fremd, das ist völlig normal. Hören Sie genau hin und notieren Sie, was Ihnen auffällt. Hören Sie auch anderen zu: Wie sprechen die?
Reduzieren Sie Ihre Sprechgeschwindigkeit
Bei Nervosität sprechen wir oft zu schnell, verhaspeln uns oder beginnen zu stottern. Dagegen hilft sehr effektiv, langsamer zu sprechen. Natürlich sollen Sie sich nicht in eine sprechende Schlaftablette verwandeln - eine etwas langsamere Sprechgeschwindigkeit macht jedoch schon einen gewaltigen Unterschied aus. Sobald Sie merken, dass Sie nervös werden, achten Sie bewusst darauf, wie schnell Sie sprechen, und sprechen Sie dann gezielt etwas langsamer. Als Faustregel gilt: 120 bis 160 Wörter pro Minute sind angenehm für Zuhörer.
Achten Sie auf Ihre Tonhöhe
Je höher Sie sprechen, umso unsicherer wirken Sie. Das Schöne ist - auch an Ihrer Stimmlage können Sie arbeiten. Je tiefer Sie sprechen, umso selbstbewusster wirken Sie. Lesen Sie sich selbst einen Text laut vor und konzentrieren Sie sich dabei auf Ihre Stimmlage. Wenn Sie ein Gefühl für eine etwas tiefere Stimme entwickelt haben, dann setzen Sie die neue Stimmlage bewusst ein. Fangen Sie mit Ihren Telefonaten an - wenn Sie niemand sieht, fällt Ihnen das bestimmt leichter.
Achten Sie auf Ihre Lautstärke
Auch wenn Sie ein Mikrofon zur Verfügung haben, achten Sie darauf, nicht zu leise zu sprechen. Sonst wirken Sie wie ein schüchterner Leisetreter. Sollten Sie tatsächlich schüchtern sein, dann können Sie das ganz bewusst üben: Bemühen Sie sich, ab sofort etwas lauter zu sprechen. Sie werden sehen, es kommen weniger Fragen, weil Ihre Zuhörer Sie jetzt akustisch verstehen.
Atmen Sie!
Atmen Sie tief in den Bauchraum hinein. Das wirkt beruhigend, was wiederum sowohl Ihre Sprechgeschwindigkeit als auch Ihre Stimmlage positiv beeinflusst. Beobachten Sie sich, ob Sie atmen, wenn Sie es müssen - oder ob Sie durch Ihre Sätze galoppieren, um dann am Ende nach Luft zu schnappen. Sie ahnen es: Gewöhnen Sie sich das ab. Trainieren Sie, einfach dann Luft zu holen, wenn Ihr Körper das gerne möchte. Ihre Sprechweise wird dadurch natürlicher und wirkt souveräner.
Öffnen Sie den Mund etwas weiter
Wenn wir aufgeregt sind, verkrampft sich häufig auch unsere Kiefermuskulatur. Um dem entgegenzuwirken, achten Sie darauf, den Mund beim Sprechen etwas weiter zu öffnen. Das wirkt der Verkrampfung entgegen und lässt außerdem das gesprochene Wort freier fließen.
Machen Sie Stimmübungen
Probieren Sie folgende Übungen: Gähnen Sie - aber richtig, mit weit offenem Mund. Bewegen Sie Ihren Unterkiefer hin und her. Summen Sie. Massieren Sie Ihre Halsmuskeln ein wenig mit den Fingerspitzen. Das alles lockert die Muskulatur in und um Ihren Mund und hilft, die Stimmbänder zu entspannen. Das wiederum wirkt einer gepressten oder quietschigen Stimme entgegen.
Üben Sie - wenn Sie alleine sind
Manche meiner Vorschläge mögen Ihnen komisch oder gar peinlich erscheinen. Dann üben Sie einfach, wenn Sie alleine sind, zum Beispiel unter der Dusche, im Auto oder beim Spazierengehen. Das alles lockert die Muskulatur in und um Ihren Mund und hilft, die Stimmbänder zu entspannen. Erarbeiten Sie sich Ihr neues Sprech-Selbstbewusstsein allein und genießen Sie die Ergebnisse dann bei Präsentationen oder im Meeting.
Fazit: Eine geübte Stimme ist der halbe Auftritt
Sie werden staunen, was Stimmlage, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit zusammen ausmachen. Der bewusste, kontrollierte Einsatz der eigenen Stimme hat einen großen Einfluss darauf, wie andere Sie wahrnehmen. Deswegen zahlt sich Üben hier ganz besonders aus.