Wie würden Sie entscheiden?
Monica, die Assistentin des Geschäftsführers, freundete sich mit ihrer neuen Kollegin Tamara, die als rechte Hand des Vertriebschefs eingestellt wurde, rasch an. Gleich in den ersten Tagen spürte Monica, dass die Chemie zwischen ihnen beiden stimmte und sie sich sympathisch waren. In den gemeinsam verbrachten Mittagspausen sprachen sie bald auch über private Dinge, und Monica vertraute Tamara an, dass sie seit langem unglücklich verliebt in Tamaras Vorgesetzen, den internationalen Vertriebsleiter, sei.
Ein schwerwiegender Fehler, wie Monica nun einsehen muss, denn seit heute weiß sie, dass sie sich mit dieser Unvorsichtigkeit zum Gespött der ganzen Firma gemacht hat. Ihre sonst so sichere Menschenkenntnis hatte sie bei Tamara im Stich gelassen. Die neue Kollegin missbrauchte ihr Vertrauen und gab das delikate Geständnis von Monica in Alkohollaune auf dem gestrigen Betriebsausflug an mehrere andere Sekretärinnen weiter. Die Story ging wie ein Lauffeuer im Unternehmen herum. Und heute hat Monica schnell an den spöttischen Bemerkungen von männlichen und weiblichen Kollegen erkannt, dass ihr Geheimnis keines mehr ist.
Am liebsten würde sie jetzt im Erdboden versinken und keinem mehr in die Augen sehen. Wie erstarrt sitzt sie hinter ihrem Bildschirm und hofft, dass niemand ihr Büro betritt, vor allem und um Himmels Willen nicht der Vertriebsleiter! Verzweifelt sucht sie nach einer Lösung, ihr Ansehen und ihre Würde vor den anderen wiederzuerlangen. Sie denkt bereits an Kündigung. Was würden Sie an der Stelle von Monica tun?
Das meint Gerlinde Sch.:
„Ich finde, eine freundschaftliche Zusammenarbeit im Büro wirkt sich grundsätzlich sehr positiv auf Arbeitsklima und Produktivität aus. Allerdings hätte ich niemals so ein intimes Geständnis gemacht. An Monicas Stelle würde ich so tun, als ob überhaupt nichts wäre.
Begründung: Wenn ich auf Anspielungen nicht reagiere und keine Reaktion zeige, lässt das Gerede nach einigen Tagen schnell nach. Eine souveräne Haltung überbrückt diese Peinlichkeit am besten.“
Das sagt Carla K. dazu:
„Diese Situation hat sich Monica selbst zuzuschreiben. Ich habe wenig Mitleid mit ihr. Dass ich als rechte Hand des Chefs besondere Vorsicht walten lassen muss, erübrigt sich doch zu erwähnen. An Monicas Stelle würde ich tatsächlich kündigen.
Begründung: Ihr Ansehen ist durch ihr Verhalten nachhaltig geschädigt. Sie wird doch von keinem mehr ernst genommen nach diesem Teenagergeständnis. Eine ähnliche Unvorsichtigkeit wird ihr sicher nie mehr passieren.“
So würde Anke S. reagieren:
„Ich würde den Stier bei den Hörnern packen, auf den Vertriebsleiter zugehen und ihn um ein Gespräch bitten. Dann würde ich mit offenen Worten die Situation ansprechen, z. B. so: ‚ Ich nehme an, Sie haben das neueste Gerücht auch schon gehört. Es tut mir leid, dass die blühende Fantasie der Kollegen Sie und mich in eine so knifflige Lage bringt. Ich hoffe aber, dass das auf unsere Zusammenarbeit keinen Einfluss hat.’
Begründung: Wenn ich offensiv und selbstbewusst auftrete und zeige, dass ich dem Gerede keine Bedeutung beimesse, dann ist es auch bald aus der Welt.“
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