Wie würden Sie handeln?
Sabine sitzt gemütlich in der Kantine und knabbert an ihrem Salat, als sie Tina, die Assistentin des Sales Managers Europe, auf sie zusteuern sieht. Tinas Gesicht ist gerötet, und sie hält einen Stapel Papier in der Hand. Es ist ihr anzusehen, dass sie im Stress ist. „Oh, bei dir ist wohl wieder einmal Land unter“, begrüßt Sabine Tina mit einem verständnisvollen Lächeln. „Komm, setz’ dich fünf Minuten zu mir. Das tut dir gut. Und du kommst ein wenig runter von deinem Stresspegel.“
„Danke. Ich wollte sowieso zu dir“, antwortet Tina. „Das hier sind die Unterlagen für das Vertriebsmeeting, das am Freitag stattfindet. Es reisen alle Sales Area Manager aus ganz Europa an. Die Meeting-Sprache ist Englisch, und mein Chef hat die Zahlen und Berichte selbst auf seinem PC zusammengestellt. Ich soll das Ganze jetzt nur noch für alle Teilnehmer kopieren. Es ist wirklich gut gemeint von ihm. Er wollte mir Arbeit ersparen, weil ich sowieso schon so viel zu tun habe mit der Vorbereitung. Aber die Unterlagen strotzen vor Fehlern. Sein schriftliches Englisch ist einfach grauenhaft. Du weißt ja, er ist Spanier, und spricht fünf Sprachen. Aber bei der englischen Rechtschreibung hapert es gewaltig.“
„Oh, oh“, stöhnt Sabine. „Das heißt, du kannst alles neu schreiben. Das bedeutet eine Menge Überstunden. Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Das ist lieb von dir, danke“, antwortet Tina. „Aber darum geht es in erster Linie gar nicht. Mein Problem ist: Wie bringe ich ihm bei, dass die Unterlagen unbedingt verbessert werden müssen? Er ist ziemlich stolz auf seine Sprachkenntnisse und ich befürchte, dass ich ihm mit meiner Kritik auf den Schlips trete.“
Wie würden Sie an Tinas Stelle handeln?
Das würde Julia S. tun:
„Ich würde mit meinem Chef sprechen und ihm sagen, dass ich dazu da bin, ihn zu unterstützen und dass es mir Spaß macht, alle englischsprachigen Unterlagen zu erstellen. Ich würde ihm ganz nebenbei sagen, dass ich ein paar Fehler entdeckt habe, die er in der Eile gemacht hat und diese noch ändern werde.“
Begründung: „Wenn ich ihm erkläre, dass ich es gerne mache und auf seine Schwäche gar nicht erst groß eingehe, wird er mir die Angelegenheit in Zukunft ohne Probleme überlassen. Schließlich hat er ja auch eine Menge zu tun.“
So würde Beate W. reagieren:
„Ich würde erst gar nicht groß mit ihm reden, sondern die Fehler verbessern und fertig. In Zukunft achte ich dann darauf, dass es gar nicht mehr dazu kommt, dass er schriftliche englischsprachige Unterlagen selbst erstellt.“
Begründung: „Warum soll ich ihm seine Fehler unter die Nase reiben? Das schafft nur eine ungute Atmosphäre. Schließlich bin ich dazu da, dass alles reibungslos läuft.“
Das meint Pamela G. dazu:
„Ich würde auf ihn zugehen, ihm sagen, dass sich in der Eile doch noch eine Menge Fehler eingeschlichen haben, dass ich das aber schnell in Ordnung bekomme.“
Begründung: „Ein souveräner Chef muss auch kritikfähig sein. Schließlich erwartet er das von mir auch.“