„Das kommt hin und wieder mal vor, und ich finde diese Art einfach unmöglich.“, erzählt Ilona B. in der Redaktionssprechstunde:
„Mitarbeiter – leitende Angestellte nicht ausgenommen – kommen zu mir und stecken mir ‚vertrauliche Nachrichten’, zum Beispiel über Konflikte mit anderen Mitarbeitern oder Lieferanten, angebliche Abwanderungsgedanken von anderen Mitarbeitern oder mangelnde Arbeitsmoral bzw. Teamfähigkeit eines Kollegen und anderes mehr.
Der durchsichtige Grund: Ich soll als Sprachrohr dienen und diese Information an meinen Chef weitergeben. Meist folgt dann zum Abschluss noch der scheinheilige Zusatz: ‚Ich will Herrn oder Frau XY ja nicht beim Chef anschwärzen. Deshalb habe ich meinem Ärger jetzt mal bei Ihnen Luft gemacht.’ Diese „linke Tour“ bringt mich immer wieder in Rage.
Unterscheidung zwischen Dichtung und Wahrheit: Manchmal ist natürlich auch etwas Wahres dran, und ich brauche schon einen gewissen Sensor um herauszufinden, ob mich jemand benutzen will oder wirklich meine Hilfe braucht. Aber es dauert auch bei neuen Kollegen meist nicht lange, bis ich Ihnen auf die Schliche komme, wenn Sie mich lediglich als Sprachrohr benutzen wollen.
So gehe ich damit um: Ich höre mir die Story an und versuche dann, die Sachinformation herauszufiltern. Diese teile ich meinem Chef mit und auch meine Einschätzung, wenn ich das Gefühl habe, der Kollege übertreibt oder verfälscht die Sachlage.
Wenn die Geschichte allerdings folgenschwer und brisant ist, verweise ich direkt an meinen Chef: ‚Darüber muss Herr XY unbedingt Bescheid wissen. Bitte verstehen Sie das. Er wird ganz sicher eine faire Lösung in der Sache herbeiführen. Lassen Sie uns doch gleich einen Gesprächstermin vereinbaren.’“