Wie würden Sie entscheiden?
Cindy holt sich gerade Ihren ersten Kaffee, als ihr Chef das Büro betritt. „Einen wunderschönen guten Morgen Frau Claasen“, ruft er ihr entgegen. Aber Cindy kennt ihn zu gut, um nicht sofort zu wissen, dass seine Fröhlichkeit gespielt ist. Er geht an ihr vorbei ins Büro; nach der kurzen Treppe, die er überwinden musste, atmet er schwer und verbirgt nur mühsam ein Hinken. Cindy arbeitet bereits seit acht Jahren für ihren Chef, einen erfolgreichen Mittelstandsunternehmer, der seine Firma aus dem Nichts aufgebaut hat und nun für 180 Mitarbeiter verantwortlich ist. Einen besseren Chef als ihn kann sie sich nicht vorstellen. Doch die anstrengende Aufbauarbeit fordert ihren Tribut. Schon vor einem Jahr hatte ihr Chef starke Gewichtsprobleme und ein damit verbundenes ernstes Venenleiden. Er unterzog sich einer Gewichtsreduktionskur und verlor über 25 Kilo. Daraufhin ging es ihm viel besser und auch das Venenleiden schien gemildert. Doch in den letzten Monaten musste Cindy mit ansehen, wie ihr Chef Woche für Woche wieder zunahm. Jetzt hat er ein Gewicht erreicht, das über dem liegt, mit dem er vor einem Jahr seine Diät startete. Cindy war vor dieser Tätigkeit Assistentin eines Internisten und konnte während dieser Zeit Erfahrungen sammeln. Sie weiß genau, dass das körperliche Befinden ihres jetzigen Chefs sehr schlecht ist, und sie macht sich große Sorgen. Sie hat das ungute Gefühl, dass ihr Chef einen gesundheitlichen Zusammenbruch erleiden wird, wenn er nicht schleunigst gegensteuert. Aber wie kann sie ihn darauf aufmerksam machen und wachrütteln, ohne ihm zu nahe zu treten? Wie würden Sie an Cindys Stelle handeln?
Das würde Helen P. tun:
Ich würde nichts zu ihm sagen. Aber ich würde ihm mit einigen Gesten und Taten zu verstehen geben, dass er etwas für seine Gesundheit tun muss. Zum Beispiel würde ich in Meetings und Konferenzen nur Obst und Wasser reichen.
Begründung: Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Ich bin die Sekretärin und nicht die Mutter oder Ehefrau meines Chefs. Ein Gespräch über seine Gesundheit finde ich nun wirklich zu privat.
Das meint Karen L.:
Ich habe mit meinem Chef ein so gutes Verhältnis, dass ich mit ihm über seinen Gesundheitszustand sprechen und ihm erklären würde, dass ich mir große Sorgen um ihn mache. Gleichzeitig würde ich ihn fragen, wie ich ihm helfen kann, sein Gewicht wieder zu reduzieren oder eine andere Lösung zu finden, um sein Gesundheitsproblem in den Griff zu bekommen.
Begründung: Ich mag meinen Chef sehr. Und ich finde, auch ein Chef ist ein Mensch, um den man sich ruhig sorgen darf.
So würde Christine K. handeln:
Ich würde nichts zu ihm persönlich sagen. Aber ich würde versuchen, zu einem Menschen Kontakt aufzunehmen, der ihm sehr nahe steht und mit ihm über seine Gesundheit reden kann.
Begründung: Ich glaube, mein Chef wäre befremdet, wenn ich plötzlich ein so privates Thema aufgreifen würde. Aber ich kenne Geschäftspartner von ihm, die sehr gut mit ihm befreundet sind und auf die er sicher hören würde.