Wie würden Sie entscheiden?
Alina platzt fast vor Stolz. Die Präsentation für das Strategie-Meeting ihres Chefs, das in drei Tagen stattfinden soll, ist toll geworden. Sie hat wirklich ihr Bestes gegeben. Eine ganze Woche hat sie an den Abenden daran gearbeitet, um dieses Meisterstück zu vollbringen. Schließlich weiß sie, dass für ihren Chef von diesem Vortrag einiges abhängt. Es geht darum, ob das Budget für ein wichtiges und aussichtsreiches Projekt vom Vorstand abgesegnet wird. Jeden Augenblick muss ihr Chef in ihr Büro kommen und sie bitten, ihr die fertige Präsentation zu zeigen.
Sie startet strahlend die Bildschirmpräsentation auf ihrem Laptop, als er an ihren Schreibtisch tritt. Er sieht sich schweigend den Ablauf der Präsentation an. Als die Präsentation beendet ist, sagt er: „Okay, speichern Sie mir das Ganze auf USB-Stick: Ich gehe es dann zur Sicherheit heute Abend noch mal auf meinem Laptop durch. Hat eigentlich heute schon Lars Petersen angerufen wegen des Meetings in London?“
Alinas freudige Stimmung platzt wie eine Seifenblase. Das kann einfach nicht wahr sein! Egal was sie tut, gleichgültig wie viel Mühe sie sich gibt: Niemals, nicht ein einziges Mal kommt ihrem Chef ein Lob über die Lippen. Ihre Enttäuschung ist grenzenlos. Abwesend und monoton gibt sie ihm eine Antwort, während ihr der Gedanke an eine Kündigung durch den Kopf schießt. So kann es nicht weitergehen! Ein bisschen Anerkennung braucht schließlich jeder Mensch. Sonst geht doch jegliche Motivation flöten! Wie würden Sie anstelle von Alina handeln?
Das meint Sigrid P.:
„Also, ich kann mit einem Chef, der meine Leistung nicht anerkennt, nicht arbeiten. Ich brauche einfach hin und wieder ein paar anerkennende Worte, damit ich meine Motivation aufrechthalten kann. Ich würde um einen Gesprächstermin bei meinem Chef bitten und ihm ganz ehrlich sagen, dass ich hin und wieder von ihm ein positives Feedback brauche, damit ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Begründung: Ich denke, in diesem Fall ist Ehrlichkeit die beste Strategie. Was nützt es ihm, wenn ich tagelang mit einem miesepetrigen Gesicht herumlaufe, und er weiß gar nicht, woran es liegt.“
Das sagt Sevel G. dazu:
„Mich persönlich würde ein solcher Chef nicht stören. Wenn die Zusammenarbeit sonst gut klappt, kann ich auf Lob sehr gut verzichten.
Begründung: Ich kann selbst einschätzen, wann meine Arbeit gut oder nicht so gut ist. Ich tue mein Bestes, und mir macht meine Arbeit Spaß. Ich brauche niemanden, der mich motiviert, das mache ich selbst. Ich setze mir Ziele und versuche, diese zu erreichen. Wenn das klappt, ist das Motivation genug für mich. Und ob mein Chef mit mir zufrieden ist, das spüre ich auch ohne Lob.“
So würde Katja A. handeln:
„Ich würde die ganze Situation mit etwas Humor angehen. Sicher ist diesem Chef gar nicht bewusst, dass seine Sekretärin auf ein Lob wartet. Viele Chefs haben die Einstellung: Wenn ich nicht kritisiere, ist doch alles in Ordnung! Im Gegenteil, ich würde den Chef hin und wieder einmal loben.
Begründung: Wenn ich ihn lobe, spürt er, wie gut ein anerkennendes Wort tut. Und irgendwann einmal würde ich ihn danach charmant und humorvoll fragen, ob er ab und zu auch ein Lob für mich aus der Sakkotasche zaubern könnte.“