Mein Chef vergleicht mich ständig mit seiner früheren Sekretärin - Wie würden Sie entscheiden?


Wie würden Sie entscheiden?

„Ja, das mache ich natürlich gern“, antwortet Linda eine Spur zu fröhlich und murmelt mit einem schiefen, ärgerlichen Grinsen, nachdem sie die Tür zum Chefbüro geschlossen hat: „Und Frau Sickinger hat das bestimmt noch viel lieber gemacht als ich!“ Sie verlässt erst einmal ihr Büro, um Dampf abzulassen, steuert auf die Bistroecke zu, macht sich einen Kaffee und stützt sich seufzend und nachdenklich auf einen Tisch.

„Nanu, ich dachte, du weißt vor Arbeit nicht mehr ein und aus?!“, fragt Alex sie, ein Mitarbeiter, der gerade vorbeikommt und mit dem sich Linda gut versteht. „Ich leiste dir auf ein Glas Wasser Gesellschaft! Ist was?“ – „Und ob! Mir reicht’s!“, erwidert Linda wütend. Ich bin jetzt seit fünf Monaten hier und Herr Walter vergleicht mich immer noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit meiner Vorgängerin, Frau Sickinger.“ Linda spricht den Namen aus, als hätte sie Essig auf der Zunge. „Frau Sickinger hat dies so gemacht und Frau Sickinger hat jenes anders gemacht. Meine Güte! War sie die einzige Super-Sekretärin Deutschlands mit einem Heiligenschein?!“

„Oh“, Alex will gerade zu einer Antwort ansetzen, aber Linda lässt ihn erst gar nicht zu Wort kommen. „Gerade vorhin hat er zu mir gesagt: ‚Und denken Sie bitte daran, die VIP-Kartei auf dem Laufenden zu halten. Das hat Frau Sickinger immer sehr gut gemacht!’ Klar, Frau Sickinger! Ich bin ja zu keiner selbstständigen Arbeit fähig!“ Linda ist auf dem besten Wege, sich so richtig in Rage zu reden, da unterbricht Alex sie: „Stopp, ist ja gut, ich versteh’ dich. Aber dagegen musst du etwas unternehmen, sonst wirst du hier nicht alt!“ Was würden Sie Linda an der Stelle von Alex raten?

 

Das würde Helga G. tun:

„Ich würde meinem Chef in einem ruhigen Augenblick die Wahrheit sagen: dass es mich kränkt, wenn er mich ständig mit meiner Vorgängerin vergleicht.

Begründung: Wahrscheinlich ist ihm sein Verhalten nicht bewusst, und wenn ich ihn darauf aufmerksam mache, wird er dieses Verhalten abstellen.“

 

Das meint Kathrin M:

„Ich würde meinen Chef um ein Gespräch und um Feedback bitten. Ich würde ihn fragen, ob er mit meiner Arbeit zufrieden ist. Wenn er meine Arbeit in Ordnung findet, würde ich ihn darauf hinweisen, dass ich deshalb verunsichert bin, weil er immer wieder die hervorragenden Leistungen von Frau Sickinger ins Gespräch bringt. Das erweckt bei mir den Eindruck, als wären meine Leistungen nicht so gut.

Begründung: Mit diesem Gespräch habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens weiß ich Bescheid, ob er mit meinem Support zufrieden ist, und zweitens habe ich ihn dezent auf sein unmögliches Verhalten aufmerksam gemacht.

 

So würde Zara F. handeln:

 

„Ich würde nicht viel Aufhebens davon machen. Bei nächster Gelegenheit, bei der er mich wieder mit dieser Frau Sickinger vergleicht, würde ich anschließen: ,Ich weiß, Frau Sickinger war eine hervorragende Sekretärin. Aber für sie war es eben Zeit für den nächsten beruflichen Schritt. Jetzt bin ich da, und ich bin sicher, ich werde Sie ebenso gut unterstützen.’

Begründung: Ich denke, diesen eleganten Hinweis wird jeder Chef verstehen.“

 

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