Wie würden Sie entscheiden?
Theresa geht zu ihrem monatlichen Netzwerk-Abend. Sie öffnet die Tür zum Nebenraum ihres Stammtisch- Restaurants. Sie steuert zielstrebig auf den Tisch zu, an dem ihre Netzwerk- Kolleginnen sitzen, die sie bereits seit drei Jahren kennt. Im Laufe des Abends bringt sie das Thema zur Sprache, das ihr schon seit zwei Monaten Kopfzerbrechen bereitet: „Irgendwie hat sich das Verhältnis zu meiner Chefin verändert.“ – „Woran merkst du denn das?“, fragt ihre Netzwerk-Kollegin Silke sie.
„Na ja, sie war nie der aufgeschlossene, warmherzige Typ“, berichtet Theresa, „aber hin und wieder haben wir schon einmal ein paar persönliche Worte ausgetauscht. Ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde, aber seit ungefähr zwei Monaten ist alles ganz anders. Wenn ich mich abends verabschiede, schaut sie nicht mehr von ihren Akten auf und sagt nur einsilbig ‚Auf Wiedersehen’. Ich habe schon einige Ansätze gemacht, mit ihr zu reden. Aber sie signalisiert ganz deutlich, dass sie nichts Persönliches mit mir besprechen will.
Letzte Woche habe ich von einer anderen Seite eine wichtige Information erhalten, die für uns beide von Bedeutung war. Ich bin gleich zu ihr und habe ihr darüber berichtet. Daraufhin sagte sie nur: ‚Das weiß ich schon.’ Ja, um Himmels willen, warum sagt sie mir denn nichts davon? Für mich war das auch wichtig!“
Theresas Kolleginnen blicken ratlos. „Gibt es denn irgendwelche Veränderungen im Unternehmen?“, hakt Sarah nach. „Ja, schon“, antwortet Theresa, „seit vier Monaten haben wir eine Unternehmensberatung im Haus! Und es wird alles von vorne nach hinten gestülpt. Ob es damit zusammenhängt?“ Wie würden Sie an Stelle von Theresa handeln?
Das rät Silke P.:
„Ich würde meine Chefin um einen offiziellen Termin bitten und ihr ankündigen, dass ich einige unaufschiebbare Dinge mit ihr besprechen will, die etwas mehr Zeit beanspruchen.
Begründung: Einen solchen Termin kann sie als Chefin einer Mitarbeiterin nicht abschlagen, und hier würde ich klar zur Sprache bringen, was mir aufgefallen ist. Ich würde sie um eine offene Aussprache bitten und sie fragen, ob ich ihr vielleicht unabsichtlich zu nahe getreten bin oder sie sonst einen Anlass zur Kritik hat.“
So würde Sarah K. handeln:
„Ich hätte in diesem Fall das Gefühl, dass mein Arbeitsplatz auf dem Spiel steht. Ich würde gleich zur Personalabteilung oder zu einer höher rangigen Stelle gehen und um klare Verhältnisse bitten, wenn ich ohnehin weiß, dass meine Chefin keine Auskunft geben will oder kann.
Begründung: Wenn ich weiß, dass ich auf der Abschussliste stehe, kann ich mich wenigstens frühzeitig anders orientieren.“
Das meint Anke T.:
„Ich würde noch eine Weile abwarten, bevor ich mit meiner Chefin spreche, und gleichzeitig Augen und Ohren offen halten, ob ich von anderer Seite etwas erfahre.
Begründung: Es kann ja auch sein, dass meine Chefin aufgrund der Veränderungen und Umstrukturierungen überlastet ist, Angst um ihren Arbeitsplatz hat und deshalb so verschlossen ist.
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