Wie würden Sie entscheiden?
Anja ist die Assistentin des Geschäftsführers und hat schon wieder Magenschmerzen, als sie am Morgen die Tür ihres Büros öffnet. Sie weiß im Grunde genommen auch genau, warum. Seit einem halben Jahr sitzt die neue Kollegin Marika im Büro nebenan, die für den Abteilungsleiter im Bereich Controlling eingestellt wurde.
„Marika begreift alles sehr schnell und macht ihren Job wirklich gut“, denkt Anja halb anerkennend, halb neidvoll. „Das wäre an sich auch überhaupt kein Problem für mich, schließlich bin ich auch eine gute Assistentin. Aber ich spüre ganz genau, dass Marika mich bei meinem Chef ausbooten will, um meine Stelle einzunehmen. Und das macht sie so geschickt, dass ich nichts in der Hand habe, um ihr das Handwerk zu legen.“
Auch heute demonstriert Marika im Morgenmeeting, bei dem auch ihre beiden Chefs anwesend sind, eindrucksvoll, wie engagiert und kollegial sie bei der Sache ist: „Die Zahlen für die Vorstandssitzung habe ich gestern schon fertig gemacht“, sagt sie beiläufig und lässt die ungesagte Bemerkung im Raum stehen, wie effizient ihre Arbeitsweise ist. „Ich könnte die Strategiepräsentation für Sie ausarbeiten, Herr Meier“, flötet sie. „Anja hat ja so viel zu tun. Es würde mir viel Spaß machen und Anja kann ich dadurch entlasten. Das wäre eine zusätzliche Freude für mich!“ Angenehm überrascht blickt Anjas Chef Marika freundlich an und sagt: „Wenn Herr Sander nichts dagegen hat, nehmen wir Ihr Angebot natürlich gern an.“
Anja fühlt, wie sich wieder ihr Magen zusammenkrampft. Sie muss etwas gegen diese subtile Stuhlsägerei unternehmen, aber was? Die Chefs haben ja nur den besten Eindruck von Marika. Was würden Sie anstelle von Anja tun?
Das meint Ulrike M.:
„Ich würde mir diese Marika zur Seite nehmen und unter vier Augen Tacheles mit ihr reden. Das ist ja wirklich dreist.
Begründung: Wenn sie weiß, dass sie mir nichts vormachen kann und ich sie durchschaut habe, wird sie ihr Verhalten vielleicht ändern. Zumindest ist ihr jetzt klar, dass ich mich nicht kampflos geschlagen geben werde.“
Das sagt Agnes Z. dazu:
„Ich würde erst einmal selbstkritisch mit mir zurate gehen. Vielleicht habe ich ja nur Angst vor ihr, und mein Selbstvertrauen ist anschlagen. Unrecht würde ich ihr nicht tun wollen.
Begründung: Es gibt Situationen im Leben, in denen man sich leichter angegriffen fühlt und empfindlicher ist, obwohl der andere einem vielleicht gar nichts Böses will. Deshalb ist es immer erst einmal besser, bei sich selbst nachzuschauen, warum man auf das Verhalten eines Menschen negativ reagiert.“
So würde Carin G. handeln:
„Ich würde in einem ruhigen Gespräch mit ihr klären, dass ich zwar viel zu tun habe, aber nicht überlastet bin. Ich würde ihr auch sagen, dass ich es zwar schätze, dass sie mich unterstützen will, es aber generell bevorzuge, eine Kollegin selbst um Hilfe zu bitten, wenn ich sie brauche. Ungefragte Einmischungen dagegen würde ich nicht gern sehen.“
Begründung: Ein souveränes, sachliches Gespräch ist immer noch die beste Lösung, um einen Konflikt zu bereinigen. Damit habe ich bisher die besten Erfahrungen gemacht.“