Die Kunst besteht darin, erst einmal zu erkennen, dass es sich um eine Intrige handelt. Beobachten Sie, wer Gerüchte streut oder beispielsweise Informationen vorenthält. Stellen Sie die Person zur Rede, und zeigen Sie mögliche Konsequenzen auf.
So schützen Sie sich vor Intrigen – in 4 Schritten
Schritt 1: Registrieren Sie Indizien
Die Grundeinstellung „Wir sitzen alle in einem Boot“ zeugt von gutem kollegialen Stil – ist aber leider längst nicht in allen Unternehmen Realität. Mit dem folgenden Test können Sie überprüfen, ob das Arbeitsklima in Ihrem Unternehmen Machtkämpfe hervorruft und begünstigt.
Alarmsignale für ein Klima, das Machtkämpfe fördert Stimmungen können innerhalb eines Unternehmens von Bereich zu Bereich unterschiedlich sein. Ersetzen Sie notfalls „Unternehmen“ durch „Bereich“, sollte das für Ihre Situation passender sein.
Beantworten Sie folgende Fragen mit "Ja" oder "Nein":
- Dem Management ist die Stimmung im Unternehmen egal. Hauptsache, es wird gearbeitet.
- Das Konkurrenzdenken ist groß. Jeder kämpft mit Ellenbogen um den Weg nach oben.
- Es hat in letzter Zeit viele Entlassungen gegeben. Alle stehen unter Stress.
- Die Unternehmensführung hat die Angewohnheit, Mitarbeiter vor anderen zu kritisieren.
- Gruppenbildung ist unter den Mitarbeitern, aber auch innerhalb der Führungskräfte-Ebene stark verbreitet.
- Tuscheleien und Gerüchte bestimmen den „Flurfunk“. Es wird viel gelästert.
- Die Unternehmensführung legt wenig Wert auf Diskussionen.
- Entscheidungen werden schnell und autoritär getroffen.
- Statussymbole (Sekretariat, das neueste iPad, Firmenparkplatz, Firmenwagen …) und Titel haben im Unternehmen einen hohen Wert.
- Lob und Anerkennung sind in unserem Unternehmen eher Fremdwörter.
Auswertung: Sie mussten höchstens dreimal mit „Ja“ antworten? Das Klima in Ihrem Unternehmen/Bereich scheint in Ordnung zu sein. Machtspiele und Intrigen haben so gut wie keine Chance, da Offenheit und Kooperation überwiegen. Haben Sie jedoch mehr als dreimal „Ja“ angekreuzt, sollten Sie wachsam sein, um Machtkämpfe oder Statusspiele zu erkennen und souverän abzuwehren.
Schritt 2: Misstrauen Sie Gerüchten
Eine mächtige Waffe bei Intrigen sind Gerüchte. Vor allem Gerüchte über Alkoholprobleme, psychische Krankheiten, die Mitgliedschaft in einer Sekte oder sexuelle Beziehungen/ Avancen werden häufig als Waffe eingesetzt.
Für Unbeteiligte ist der richtige Umgang mit solchem „Flurfunk“ heikel:
- Einerseits wollen (und sollen) Sie Gerüchte offen missbilligen, besonders wenn damit Kollegen allerlei unterstellt wird. Reagieren Sie beispielsweise so: „Niemand weiß, ob dieses Gerede überhaupt stimmt. Lassen Sie uns bitte das Thema wechseln. Wie sieht es aus: Haben Sie schon gehört, wie dem Kunden die Präsentation gefallen hat?“
- Andererseits haben Gerüchte oft auch einen Hintergrund und erfüllen eine Aufgabe. Gerade in Betrieben, in denen Mitarbeiter im Ungewissen gelassen werden, blühen die Gerüchte. Und das aus gutem Grund: Die Beschäftigten müssen sich ja an irgendetwas halten. In solchen Situationen könnte es töricht sein, wenn Sie den Flurfunk komplett ignorieren und nur darauf warten würden, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.
So reagieren Sie angemessen auf Tratsch
- Für Ihren Berufsalltag heißt das: Halten Sie sich ruhig auf dem Laufenden darüber, was alles getratscht wird. Das heißt ja nicht, dass Sie alles glauben, was Ihnen zu Ohren kommt.
- Denken Sie aber daran: Tragen Sie ein Gerücht auf gar keinen Fall weiter!
- Stellen Sie sich vielmehr bei jedem Gemunkel die Frage: Wem nützt das Gerücht? Wer kann davon profitieren? Wer hat einen Vorteil, wenn es geglaubt wird? Wer hat ein Interesse daran, dem Menschen, über den schlecht geredet wird, zu schaden?
Wenn Ihnen etwas „ganz im Vertrauen“ erzählt wird
- Ebenso sollten bei Ihnen die Warnleuchten angehen, wenn Ihnen jemand eine vertrauliche Mitteilung nach dem Muster macht: „Ich darf es eigentlich nicht erzählen, aber …“
- Wer Geheimnisse ausplaudert, ist nicht vertrauenswürdig! Es ist deshalb keineswegs unhöflich, wenn Sie Ihr Gegenüber sofort unterbrechen: „Warum erzählen Sie es mir dann?“ Gibt es einen rationalen Beweggrund, werden Sie ihn ohnehin erfahren – andernfalls haben Sie die Indiskretion früh genug gestoppt. Sich selbst aus Gerüchten herauszuhalten ist eine gute Basis, um nicht zum Opfer zu werden. Es gilt: Wer viel tratscht, über den wird auch viel getratscht. Haben Sie den Eindruck, dass über Sie gelästert wird, gehen Sie in die Offensive: „Geht es um mich? Bestimmt kann ich zur Klärung beitragen!“
Schritt 3: Entlarven Sie Desinformation
Gezielt Gerüchte in die Welt zu setzen ist nur eine Methode der Desinformation. Eine andere ist das Vorenthalten von Informationen. Wenn ein Kollege Informationen an Sie regelmäßig nicht weiterleitet oder das stets verspätet tut, ist es gut möglich, dass er Ihnen schaden möchte.
Eine weitere, sehr raffinierte Art der Desinformation besteht darin, dass Sie stets mit Informationen überschüttet werden. In der Fülle überflüssiger und belangloser Daten steckt dann die eine Aussage, auf die es ankommt.
Sollten Sie diese Aussage nicht aufspüren, kann sich der Kollege immer damit rechtfertigen, Ihnen doch alle Informationen zur Verfügung gestellt zu haben.
Schritt 4: Ändern Sie die Spielregeln: Machen Sie dem anderen die Konsequenzen bewusst
Sie kennen jetzt die wichtigsten Machtspiele, deren sich intrigante Kollegen im Berufsleben bedienen. Nun geht es darum, angemessen auf die Provokationen zu reagieren. Dazu müssen Sie sich weder auf das Niveau Ihres Gegenspielers herablassen noch mit gleicher Munition zurückschießen.
Aber: „Es ist keiner so klein, als dass er nicht ein Licht anmachen könnte.“ (Schweizer Sprichwort)
Reden Sie ein „ernstes Wort“
Im Sprichwort bleibend: Sie können in der Gedankenwelt eines Intriganten ein neues Licht anzünden – indem Sie ihm höflich, aber bestimmt eine Kosten-Nutzen-Rechnung eröffnen. Orientieren Sie sich dabei an der Frage: Was hätte mein Gegenspieler davon, wenn er sein intrigantes Verhalten einstellen würde?
Im Eingangsbeispiel sollte Jörg Muster seinem Gegenspieler Peter Besser also die negativen Konsequenzen aufzeigen, die dessen Verhalten haben könnte – und im Anschluss daran gleich die Vorteile, die für Besser darin liegen, sein intrigantes Verhalten einzustellen.