Smalltalk hat zu Unrecht das Image von Oberflächlichkeit und Desinteresse an wirklich wichtigen Themen. Ein gut geführter Smalltalk hat nichts mit „Quatschen“ oder „Gewäsch“ zu tun, sondern gehört zu den wichtigsten Kommunikationsformen schlechthin. Er schafft Verbindungen und stellt Kontakte zu anderen her.
Wenn Ihnen die Fähigkeit zum geistreichen Smalltalk nicht in die Wiege gelegt ist, dann helfen Ihnen die folgenden Tipps für das nächste lockere Gespräch weiter.
Smalltalk als Aufwärmer
Lange bestehende Verbindungen leben vom Smalltalk ebenso wie ein Geschäftsessen mit neuen Kunden. Smalltalk schafft Atmosphäre, führt langsam auf die wesentlichen Themen hin und entkrampft stressige Situationen wie ein Bewerbungsgespräch oder Vertragsverhandlungen. Oder möchten Sie lieber gleich so angesprochen werden: „Frau Jander, zu Punkt 3 Ihres Angebots möchte ich gern anfügen, dass sich das von Ihnen gewährte Zahlungsziel nicht mit meinen Vorstellungen deckt.“
Die Smalltalk-Tabus
Natürlich eignet sich nicht jedes Thema als Smalltalk-Aufhänger. Beachten Sie das peinlich genau, denn sonst könnten Sie schnell ins Fettnäpfchen treten.
Tabu-Themen sind:
- Tod
- Krankheit
- Religion
- Rassenprobleme
- Kritik an Anwesenden
- Politik
Top-Themen des Smalltalks
Mit diesen Themen liegen Sie bei Ihrem Gesprächseinstieg immer richtig:
- Wetter
- Sport
- Hobbys
- Zeitgeschehen
- Kultur
- Urlaub
- gemeinsame Arbeitsgebiete
- Veranstaltungen
- Natur
- Besonderheiten des Ortes und der Umgebung
Geschickte Verknüpfungen von Sachlichem und Persönlichem können einen sanften Übergang zu einem anderen Thema schaffen.
„Leider ermöglicht mir unsere ebene Landschaft das Mountainbike-fahren nicht. Hier am Veranstaltungsort ist es wunderbar hügelig, so dass ich großes Vergnügen hätte, hier meine nächste Fahrradtour zu machen.“
So wählen Sie die erste Kontaktperson aus
Stellen Sie sich vor, dass Sie allein zu einer Veranstaltung gehen und dort einen großen Raum voller Menschen betreten. Dann kennen Sie die Schwierigkeit, die erste Kontaktperson ausfindig zu machen.
Gehen Sie strategisch vor, wenn Sie auf einer Veranstaltung fremd sind und keinen der anderen Gäste kennen. Schließlich möchten Sie ja nicht stundenlang allein in einer Ecke stehen.
Folgendes sollten Sie jetzt beachten:
1. Ihre eigene Körpersprache
Machen Sie sich bewusst, welche Signale Sie selbst aussenden. Lächeln Sie, stehen und bewegen Sie sich aufrecht, schauen Sie umher.
2. Gruppen beobachten
Beobachten Sie, welche Gruppen Ihnen eine Möglichkeit zum Einklinken bieten und welche Personen im Gespräch einander so zugewandt sind, dass eine Beteiligung am Gespräch unmöglich wird.
Achten Sie auf Personen, die nebeneinander stehen, offen zum Raum oder mit dem Rücken zu einer Wand. Das signalisiert Offenheit.
Ist eine große Gruppe als geschlossener Kreis erkennbar? Vergessen Sie’s. Hier haben Sie keine Chance. Die möchten unter sich bleiben und bieten Fremden keine Chance.
Offene Gruppen lassen immer Platz zwischen den einzelnen Personen, was Sie gut als Einstieg in eine Gesprächsrunde nutzen können.
3. Einzelpersonen suchen
Einzelne Veranstaltungsgäste sind gut für einen ersten Kontakt. Schauen Sie sich um, wer ebenfalls allein ist. Am häufigsten halten sich einzelne Gäste am Rand auf, neben Säulen, am Fenster und in Türnähe. Orientieren Sie sich also ebenfalls dahin, wenn Sie ins Gespräch kommen möchten. Wenn es dann nicht sofort klappt, können Sie sich aus sicherer Entfernung erst einmal orientieren.
4. Blickkontakt nutzen
Sobald Sie einen Raum betreten, werden Sie wahrgenommen, und die anwesenden Personen schauen Sie an. Eine furchtbare Vorstellung für viele von uns. Sehen Sie es positiv: Es ist ein „Abtasten“, und je länger der Blick auf Ihnen ruht, desto größer ist das Interesse. Treten Sie also ruhig an Personen heran, die Sie lange angeschaut haben.
Distanzzonen des Smalltalks
Die günstigste und für alle Beteiligten angenehmste Entfernung beträgt 50-100 cm zur Kontaktperson. Kommen Sie ihr nicht näher, das wird als aufdringlich empfunden.
So steigen Sie ins Gespräch ein
Es gibt keine Hitliste der erfolgreichsten Einstiegssätze, leider. Ausschlaggebend für den Erfolg eines Gesprächs ist die emotionale Verfassung der Beteiligten. Empfinden Sie ein Gespräch als witzig, interessant, fesselnd, angenehm, erfreulich oder eher langweilig, verletzend oder aufdringlich? Das gibt den Ausschlag für Erfolg und Misserfolg des Smalltalks.
DEN Satz oder DIE Einstiegsformulierung gibt es also nicht. Achten Sie genau auf die Stimmung, die jemand vermittelt. Handelt es sich um einen eher lockeren Gast, kann ein lustiger Spruch der Einstieg sein. Ist der Gast ein älterer Herr, liegen Sie damit vermutlich völlig falsch.
Entscheiden Sie also nach folgenden Kriterien:
- Wie schätze ich die Person ein, die ich ansprechen möchte?
Modern, offen, lustig, zurückhaltend, konservativ, schüchtern, locker, humorvoll oder steif? - Welche Ausdrucksweise passt zu mir?
Sachlich, witzig, seriös, flippig, amüsant oder langatmig? - In welcher Situation befinde ich mich?
Offizieller Rahmen, steife Veranstaltung, lockere Runde, beruflicher Rahmen, private Feier? - Wie will ich wirken?
Souverän, freundlich, verbindlich, oberflächlich, damenhaft, nachdenklich, unkompliziert?
Die 8 besten Gesprächseinstiege
1. Fragen Sie
Als besonders leicht hat sich der Frage- Einstieg erwiesen. Und wer fragt, führt. Sie haben die Möglichkeit, das Gespräch zu steuern und die Unterhaltung im Griff zu behalten. Dabei kann sich Ihre Frage auf eine Person oder eine Situation beziehen. Sie können auch eine persönliche Aussage mit einer Frage verknüpfen: „Ich bin heute zum ersten Mal auf einer Veranstaltung der ABC-Gruppe. Wie ist es mit Ihnen?“ Oder „Dies ist mein erster Besuch in Baden-Baden. Kennen Sie die Stadt besser?“
2. Stellen Sie offene Fragen
Wenn trotz aller Anstrengungen ein Gespräch nicht so richtig laufen will, dann schlägt die Stunde der offenen Fragen „warum, wer, wann, weshalb, womit, woher, wie, wohin, was“ ist Ihr Gegenüber gezwungen, mit mehr als einem knappen „Ja“ oder „Nein“ zu antworten.
3. Stellen Sie sich vor
Der Einstieg über die Selbstvorstellung ist ideal. Wenn Sie zum Beispiel in der Kaffeepause eines Vortrags mit ihrer Tasse an einen Tisch kommen, könnten Sie so vorgehen: „Guten Tag. Dies ist mein erster Vortrag mit Herrn Dr. Worthmann als Redner. Haben Sie ihn schon häufiger gehört? Ich möchte mich kurz vorstellen, ich bin Gudrun Michel.“
4. Bitten Sie um einen Gefallen, oder bieten Sie Hilfe an
Wer reagiert nicht auf eine Bitte wie: „Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir sagen, wie ich zum Kongress- Saal komme?“ Am besten ist es natürlich, wenn Sie an Personen geraten, die ebenfalls zu dieser Veranstaltung gehen. Klinken Sie sich freundlich ein. „Wie schön, da haben wir ja den selben Weg.“
Reagieren Sie umgekehrt auch, wenn jemand scheinbar Hilfe sucht. Fallen Sie aber nicht über die Person her, stellen Sie zuerst einen Blickkontakt her, sonst wird Ihre Höflichkeit eher als Überfall empfunden. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ „Ich hole mir noch einen Tee. Kann ich Ihnen eine Tasse mitbringen?“
5. Nutzen Sie die Äußerungen anderer
Wenn Sie sich schon eine Personengruppe ausgeguckt haben, dann hören Sie erst mal eine Weile zu, und haken Sie dann ein. „Ich höre, Sie sind ein großer Opernfreund. Kennen Sie die Inszenierungen des Aalto- Theaters in Essen?“
6. Machen Sie Komplimente
Auch ein Kompliment eignet sich als Einstieg. Achten Sie darauf, dass Sie die richtige Dosis finden, Ihr Kompliment ehrlich klingt und es der betreffenden Person nicht unangenehm ist. So lieber nicht: „Ihr Kleid unterstreicht sehr eindrucksvoll Ihre wunderbare Figur.“
Besser ist: „Sie haben so anschaulich von Ihrer Reise durch die Toskana erzählt. Hatten Sie auch schon mal die Gelegenheit, bei einer Olivenernte dabei zu sein? Ich habe da ein besonders schönes Erlebnis gehabt, als...“
7. Suchen Sie einen Aufhänger
Ein Gesprächseinstieg auf Basis von „Gleichgesinnten“ ist leicht gemacht. „Ach, Sie waren ebenfalls in Australien!“ Dabei gibt es viele Möglichkeiten: Kinder, Haustiere, Autos, Hobbys, Kunst, Musik ...
8. Raucher haben’s leichter
Sollten Sie zu den Raucherinnen gehören, dann ist die Frage nach Feuer immer legitim, wenn auch nicht besonders originell.
Diese Einstiege sollten Sie meiden
Wenn Sie mit einer Kritik in ein Gespräch gehen, dann ist das Fettnäpfchen meistens nicht mehr weit. „In der letzten Woche war ich auf der Produktpräsentation bei der Bauer AG. Was die den Gästen dort als Rahmenprogramm geboten haben, war eine wirkliche Zumutung. Stellen Sie sich vor, es war eine Fahrt auf die Reeperbahn organisiert.“ „Schade, dass es Ihnen nicht gefallen hat. Mein Name ist Kurt Bauer und ich hatte dieses Rahmenprogramm organisiert.“
Hüten Sie sich auch vor dem Einstieg durch blöde Sprüche oder Witze. Sie wissen nie, ob Sie sich damit nicht selbst ins „Aus“ befördern.
Verabschieden Sie sich
Smalltalk bedeutet auch, dass Sie die Gruppe nach einer kurzen Zeit zwanglos wechseln können. Verabschieden Sie sich freundlich, und ziehen Sie weiter. „Schön, dass wir uns begegnet sind. Ich habe mich sehr gut mit Ihnen unterhalten. Jetzt möchte ich gern noch einige Bekannte begrüßen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“ Möchten Sie die Gruppe nur für einen Moment verlassen, dann formulieren Sie es so: „Ich entdecke dort gerade einen Bekannten, den ich gern begrüßen möchte. Bitte entschuldigen Sie mich für einen Augenblick. Ich bin gleich zurück.“
So wird Ihr Smalltalk erfolgreich
- Nutzen Sie den Smalltalk als Aufwärmphase vor schwierigen oder ernsten Gesprächen.
- Beachten Sie die Smalltalk-Tabus.
- Wählen Sie die erste Kontaktperson strategisch geschickt aus.
- Beachten Sie Körpersprache und Blickkontakt.
- Beachten Sie die Distanzzonen.
- Seien Sie variabel bei Ihrem Einstiegssatz.
- Passen Sie ihn der Situation und dem Personenkreis an.
- Beginnen Sie mit einer Selbstvorstellung.
- Stellen Sie offene Fragen.
- Merken Sie sich viele Namen.
- Hören Sie gut zu.
- Halten Sie keine Monologe.
- Verabschieden Sie sich, wenn Sie die Runde verlassen.
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