Wie Sie mit Hilfe des Vier-Ohren-Modell Missverständnisse mit Kollegen und Ihrem Chef ganz einfach vermeiden


"Das habe ich so nicht gesagt." oder "Das habe ich so nicht gemeint." sind Formulierungen, die jeder kennt. Immer wieder gibt es Missverständnisse, und daraus entstehen oft Konflikte. Lesen Sie in diesem Tipp, wie schnell Missverständnisse entstehen und wie Sie sie vermeiden können.

Ein Beispiel:
Es ist nicht das erste Mal, dass Melanie sich fragt, ob sie eigentlich Chinesisch spricht. Erst vor ein paar Tagen passierte Folgendes: Melanie fragte ihren Chef, ob es dabei bliebe, dass er übernächsten Montag nach Berlin fahren würde. "Nee", sagte er, "auf gar keinen Fall." Damit war die Sache für Melanie erst einmal erledigt. Drei Tage später fragte er sie, ob denn schon seine Reisezeiten für Berlin ständen und welcher Flug gebucht sei. Melanie war sprachlos. Hatte er nicht gesagt, dass er nicht nach Berlin fahren würde!

Warum Männer und Frauen meist auf verschiedenen Ebenen kommunizieren und wie Sie am besten damit umgehen, lesen Sie in Das Sekretärinnen Handbuch im Kapitel "Kommunikation, Missverständnisse".

Handelt es sich hier wirklich um Missverständnisse?

Handelt es sich bei diesem Beispiel wirklich um Missverständnisse, oder ist Melanies Chef einfach nur unaufmerksam, gleichgültig und hört nicht richtig zu?

Wenn es Ihnen schon einmal ähnlich gegangen ist wie Melanie, seien Sie beruhigt: Ihr Chef ärgert Sie sich absichtlich. Es handelt sich tatsächlich um Missverständnisse. Auch wenn Sie sehr sicher sind, eindeutig mit Ihrem Chef kommuniziert zu haben, ist das, was Sie gesagt haben, bei Ihrem Chef nicht 100-prozentig angekommen.

Frauen sagen sehr oft Dinge, wie "Er versteht mich nicht" oder "Er hört mir einfach nicht zu". Im Wesentlichen beruhen die Missverständnisse aber darauf, dass Sie und Ihr Chef auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren. Sie reden ganz einfach aneinander vorbei. Mit "nicht zuhören" hat das wenig zu tun. Eher mit "Er versteht mich nicht". Denn das tut Ihr Chef tatsächlich nicht.

Das Vier-Ohren-Modell sollten Sie kennen, um Missverständnisse ganz einfach vermeiden zu können

Wenn Sie das Vier-Ohren-Modell nachvollziehen, wird Ihnen klar werden, warum es zwischen Ihnen und Ihrem Chef manchmal Missverständnisse gibt. Es wurde von dem Hamburger Psychologen Friedemann Schultz von Thun entwickelt. Es zeigt, dass wir auf vier verschiedenen Ebenen miteinander kommunizieren. Jede Botschaft kann daher ganz unterschiedlich verstanden werden.

Das Vier-Ohren-Modell besteht aus:
Ebene 1: Sender
Ebene 2: Sachebene
Ebene 3: Ziel- und Appell-Ebene
Ebene 4: Beziehungs- und Gefühlsebene

1. Das Gesagte sagt immer auch etwas über den Sender aus.
Beispiel: Sie sagen: "Mir ist ganz schön warm". Dann sagt das etwas über Sie selbst, den Sender, aus.

2. Man kann alles sehr wörtlich verstehen - Sachebene - beziehungsweise: Das, was Sie sagen, ist sachlich gemeint.
"Mir ist ganz schön warm" kann also einfach nur sachlich, als Aussage gemeint sein. Man drückt einen Zustand aus und möchte damit nichts weiter erreichen.

Ist der Empfänger der Nachricht auf der Sachebene, versteht er die Aussage lediglich auch als Mitteilung. Er wird nicht weiter reagieren.

3. In einer Botschaft kann ein Appell, also eine Aufforderung versteckt sein, oder die Nachricht kann als Aufforderung empfunden werden.

Beispiel: Sie sagen: "Mir ist ganz schön warm" und erwarten, dass jemand etwas tut, beispielsweise das Fenster öffnet.

Ist der Empfänger auf der Appellebene, wird er dies vermutlich auch tun, ohne dass Sie explizit darum bitten müssen. Er empfindet die Aussage an sich als Aufforderung. Ist der Empfänger jedoch auf der Sachebene, sind jetzt Missverständnisse vorprogrammiert, denn er versteht die - versteckte - Aufforderung nicht. Das Fenster bleibt zu, und Sie fühlen sich ignoriert.

4. Die Beziehung zum Gesprächspartner spielt eine Rolle. Das Gesagte wird auf der Gefühlsebene interpretiert. Bei "Mir ist ganz schön warm" erwarten Sie, wenn Sie auf der Beziehungsebene kommunizieren, dass sich der Empfänger mit Ihnen beschäftigt.

Wie genau Missverständnisse entstehen, lesen Sie in Das Sekretärinnen Handbuch im Kapitel "Kommunikation, Missverständnisse".

Gleiche Sende- und Empfangskanäle sind ideal, um Missverständnisse zu vermeiden

Sie ahnen es schon: Wenn Sender und Empfänger auf dem gleichen Kanal, auf der gleichen Ebene kommunizieren, kann Kommunikation ohne Missverständnisse ablaufen. Mehr dazu lesen Sie im Tipp von heute Nachmittag.