„Also, Frau Müller, Briefe frei zu formulieren, ist ja wohl nicht gerade Ihre Stärke.“ Wie würden Sie auf diese Bemerkung Ihres Chefs reagieren? Verärgert („Als ob der es besser könnte“) oder deprimiert („Ich mache wohl nie etwas richtig“)? Damit befänden Sie sich in guter Gesellschaft.
Denn: Die meisten Menschen können mit Kritik ausgesprochen schlecht umgehen. Besonders wir Frauen neigen dazu, uns von kritischen Bemerkungen persönlich treffen zu lassen. Und schon ist der ganze Tag verdorben, und das Klima zwischen Ihnen und dem Chef vergiftet. So sollte die Sache aber nicht laufen!
Stoppen Sie diese Negativspirale, nachdem Sie kritisiert wurden.
Prüfen Sie selbstkritisch, ob die Rüge berechtigt war. Ordnen Sie die Kritik ausschließlich der Sache zu, auf die sie bezogen war, und stellen Sie nicht gleich Ihre gesamte Person und Arbeitsleistung infrage.
Am meisten profitieren Sie selbst, wenn Sie mit Kritik professionell umgehen.
Deshalb: Schalten Sie nicht gleich auf Ablehnung und Verteidigung, sondern setzen Sie sich sachlich mit der Aussage Ihres Chefs auseinander. Reagieren Sie auf die Kritik Ihres Chefs z. B. so: „Gut, ich nehme das zur Kenntnis und werde mir noch einmal Gedanken dazu machen.“ Damit haben Sie sich weder verteidigt, noch dem Chef in vorauseilendem Gehorsam gleich Recht gegeben. Das zeigt, dass Sie Selbstbewusstsein haben und durchaus kritikfähig sind.
Entschließen Sie sich, etwas zu verändern,
wenn Sie nach reiflicher Überlegung dazu gekommen sind, dass die Kritik nicht ganz unberechtigt war. (Lassen Sie den Brief z. B. von einer Kollegin lesen, und fragen Sie sie nach ihrer Meinung.) In diesem Fall könnte die Bemerkung Ihres Chefs den Anstoß geben, ein Buch über moderne Korrespondenz durchzuarbeiten oder sich für ein Seminar zu diesem Thema anzumelden. Damit können Sie eine Schwäche in eine Stärke verwandeln. Bedanken Sie sich also bei Ihrem Chef für den Hinweis. Denn konstruktive Kritik birgt ja die Chance, sich zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Wichtig: Nach diesem Entschluss verbieten Sie sich energisch jedes weitere Grübeln über Ihre Fähigkeiten als Sekretärin oder Assistentin.
Aber: Vielleicht kommen Sie nach eingehender Überlegung zu dem Schluss, dass Ihr Briefstil absolut zeitgemäß ist. Dann kann es einfach sein, dass Ihr Chef einen schlechten Tag gehabt hat. Gehen Sie in den folgenden Tagen auf ihn zu. Fragen Sie ihn, ob er eine konkrete Vorstellung hat, wie Sie die Briefe anders schreiben sollten, oder was ihm genau an Ihrem Stil nicht gefällt. Denn konstruktive Kritik muss eine praktikable Alternative beinhalten. Vielleicht geht es nur um ein paar Formulierungen, die ihm persönlich nicht gefallen und auf die Sie ohne Probleme verzichten können.
Sagen Sie z. B.: „Ich habe mir eingehend zu meinem Briefstil Gedanken gemacht. Was gefällt Ihnen daran nicht? Wie möchten Sie, dass ich die Korrespondenz verändere?“
Verwahren Sie sich jedoch gegen verletzende, unsachliche Kritik.
Sie haben das Recht, respektvoll behandelt zu werden. Wenn Ihr Chef mit Ihrer Leistung nicht zufrieden ist, ist das eine Sache. Die andere ist es, Ihnen seine Meinung ruhig, konstruktiv und sachlich darzulegen. Bringen Sie ihn runter, wenn er wütend ist: „Ich möchte mich auf die Sache konzentrieren, damit das Problem so schnell wie möglich gelöst wird. Sagen Sie mir bitte konkret, was ich an diesem Brief ändern soll.“
Und: Wie Sie Ihren Chef am besten kritisieren, lesen Sie auf Seite 8 dieser Ausgabe.
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