Wie würden Sie entscheiden? - Wenn der Chef ständig private Aufträge vergibt


Wie würden Sie entscheiden?

Sabine sitzt in ihrem Auto auf dem Weg zu einem Party-Service-Unternehmen. Sie ist seit einem Jahr die Sekretärin des geschäftsführenden Gesellschafters eines erfolgreichen mittelständischen Unternehmens. Sie schüttelt den Kopf, als sie daran denkt, welchen Auftrag ihr Chef heute wieder für sie parat hatte. Am Wochenende feiert sein Sohn seine Abitur-Party mit 100 Gästen, und Sabine soll nun in 5 Tagen alle notwendigen Vorbereitungen treffen, damit das Fest ein voller Erfolg wird.

„Eigentlich kann ich mich ja nicht beklagen“, denkt Sabine. „Normalerweise macht mir die Arbeit als rechte Hand des Geschäftsführers sehr viel Spaß, und mein Gehalt ist auch nicht zu verachten. Aber die vielen privaten Aufträge, die er mir neuerdings überträgt, finde ich nicht so gut.“ Fast muss sie schmunzeln, als sie daran denkt, dass er sie vor ein paar Wochen damit beauftragt hat, bei den einschlägigen Ämtern nach seinem Stammbaum zu forschen. Und letzte Woche musste sie die bestellten Designer-Kleider seiner Frau in der Edel-Boutique in der Innenstadt abholen. Ach ja, und die Aufsätze der kleinen Tochter hatte sie auch schon einmal korrigiert.

Jeder Auftrag für sich ist sicher kein Problem, aber dass sie nach und nach immer mehr private Angelegenheiten für ihren Chef erledigen muss, das geht Sabine nun doch auf die Nerven. „Schließlich bin ich nicht als Hausdame eingestellt worden, sondern als qualifizierte Sekretärin“, überlegt sie und wird zunehmend ärgerlich. „Außerdem wird es jetzt auch zeitlich langsam eng für meine tatsächlich wichtigen Arbeiten, die im Büro liegen bleiben. O. K., er ist der Boss, aber muss ich wirklich alles machen, was er mir aufträgt? Ich fürchte, ich muss einmal mit ihm über die Sache reden. Aber wie stelle ich das am besten an?“ Wie würden Sie anstelle von Sabine reagieren?


Das sagt Anke M. dazu:

„In der Praxis ist es nicht ungewöhnlich, dass Chefs ihre engsten Mitarbeiterinnen ab und zu auch mit Aufgaben betrauen, die den persönlichen Bereich betreffen. Zum Beispiel: private Korrespondenz, Zimmerreservierung für den Urlaub, die Bestellung des berühmten Blumenstraußes für die Ehefrau usw. Das, was Sabine alles machen muss, ist allerdings schon sehr übertrieben. Ich würde an ihrer Stelle erst einmal in meinen Arbeitsvertrag schauen, ob ich zu diesen Arbeiten verpflichtet bin, und dann das Gespräch führen.

Begründung: Grundsätzlich ist man als Sekretärin zu solchen Tätigkeiten sicher nicht verpflichtet. Es sei denn, im Arbeitsvertrag ist eindeutig eine solche Mischtätigkeit vereinbart oder der Arbeitsvertrag legt eine Tätigkeit als Privatsekretärin fest.“

So würde Christine K. handeln:

„Ich würde einen Gesprächstermin mit meinem Chef vereinbaren und ihm ganz klar sagen, dass ich mich vorwiegend auf firmeninterne Aufgaben beschränken möchte. Für mich kommt die Vermischung von beruflichen und privaten Angelegenheiten in so umfangreicher Form nicht infrage.

Begründung: Ich bin eine qualifizierte Sekretärin und möchte meinem Beruf in seiner ursprünglichen Form auch ausüben, weil er mir Spaß macht. Ich denke, das ist in erster Linie eine Frage der persönlichen Einstellung. Es gibt sicher Kolleginnen, die in dieser Richtung nicht so ablehnend reagieren. Grundsätzlich aber sollte die Verhältnismäßigkeit bei beruflichen und privaten Aufträgen immer gewahrt bleiben.“

 


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