Wie würden Sie handeln? – Wenn Ihnen Kollegen den Erfolg neiden


Leticia glaubt, ihren Ohren nicht zu trauen, als sie die Worte ihres Chefs hört: „Ich gebe das Projekt Phoenix ab. Ich denke, das können auch Sie übernehmen.“

Leticias Herz macht einen Sprung, aber sie fragt professionell nach: „Wie viele Leute sind beteiligt?“ „Insgesamt fünf“, antwortet ihr Chef, „ein Abteilungsleiter aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, zwei Sachbearbeiter und zwei weitere Assistentinnen. Ich möchte, dass Sie die Projektleitung übernehmen.“

„Ich freue mich über diese Aufgabe“, sagt Leticia und wundert sich, dass sie noch einen Ton herausbringt. „Ich werde mein Bestes geben.“

„Das weiß ich“, antwortet ihr Chef. „Es ist an der Zeit, dass Sie eine Führungsaufgabe übernehmen. Sie sind reif dafür.“

Leticia wandelt auf Wolken in ihr Büro. Ein unbändiger Stolz macht sich in ihr breit, und ihre Motivation, dieses Vertrauen ihres Chefs zu rechtfertigen, ist riesig.

In wenigen Tagen hat die Neuigkeit in der Firma die Runde gemacht. Die Reaktionen sind gemischt. Einige Kolleginnen und Kollegen gratulieren, aber andere können ihre Missgunst nicht verhehlen:

„Als ob sie so qualifiziert wäre“, hört sie einen Kollegen sagen. „Die ist auch nicht besser als wir“, antwortet eine Kollegin. „Die kann sich nur geschickter einschleimen.“

Und als Leticia konkret in die Projektarbeit einsteigt, muss sie feststellen, dass drei der fünf Teammitglieder sie boykottieren: die zwei Assistentinnen und ein Sachbearbeiter. Sie stellen jede ihrer Entscheidungen infrage und erledigen wichtige Aufgaben nicht termingerecht.

„Wenn ich erfolgreich sein will, muss ich dieses Problem lösen“, denkt Leticia. „Aber wie?“

Wie würden Sie handeln?

Das meint Helga S. dazu:

„Ich würde meine Führungsrolle nicht betonen, sondern den Kollegen eine wichtige Funktion innerhalb des Projekts zukommen lassen.

Begründung:Wer das Gefühl hat, etwas Wichtiges beitragen zu können und damit seine eigene Karriere zu fördern, erledigt seine Aufgabe lieber. Außerdem motiviert das Gefühl, dass die Chefin sich als Teammitglied sieht und nicht als Vorgesetzte. Mit einer Chefin ,zum Anfassen‘ arbeitet jeder gern.“

 

Das sagt Friederike L:

„Ich würde zu meinem Chef gehen und ihm das Problem schildern. Ich würde ihn allerdings nicht bitten, das Problem für mich zu lösen, sondern mir nur einen Rat geben lassen.

Begründung: Von der Führungserfahrung meines Chefs kann ich eine Menge lernen. Sicher hat er solche Situationen schon einmal selbst durchlebt und kann mir wertvolle Tipps geben, wie ich die Situation verbessern kann.“

 

Das schlägt Heidi T. vor:

„Ich würde mich ausschließlich auf das Projektziel konzentrieren und mich nicht davon beeindrucken lassen, was andere von mir als Vorgesetzte denken. Ich würde den Zeitablauf durchziehen. Wer nicht termingerecht fertig wird, verantwortet das vor mir und dem nächsten Vorgesetzten.

Begründung: Wer von der Kollegin zur Führungskraft aufsteigt, muss immer mit Neid rechnen. Schließlich wären die anderen auch gerne befördert worden. Klar, dass man in dieser Position immer jemandem auf die Füße tritt. Eine gewisse Härte ist nötig, um zu führen. Je schneller das Team merkt, dass ich nicht mit mir umspringen lasse, desto besser für mich und das Projekt.“

 

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