Wie würden Sie handeln? – Wenn Ihr Chef ständig Überstunden von Ihnen verlangt


„Hier sind die Excel-Sheets mit den vollständigen Vertriebszahlen des letzten Quartals. Dann müssen Sie bitte noch diese 5 Briefe und die Planungsvorschau für das kommende Quartal, die Sie haben wollten, unterschreiben“, sagt Anke lächelnd zu ihrem Chef und legt ihm gleichzeitig einen Stapel Papier auf den Schreibtisch.

„Vielen Dank, Anke“, lobt Rainer B.,Vertriebsleiter Europa eines Technologiekonzerns. „Wie immer vorbildliche und effiziente Arbeit!“

„Alles klar. Dann bin ich jetzt weg“, sagt Anke. „Bis morgen!“

„Weg? Wieso bis morgen?“, fragt Rainer B. alarmiert. „Es ist doch erst halb vier! Ich hatte gehofft, Sie könnten heute Abend länger bleiben. Wir müssen noch das ganze Meeting für morgen vorbereiten!“

„Für das Meeting morgen habe ich bereits alles vorbereitet“, antwortet Anke. „Und wenn Sie sich erinnern: Ich habe Sie bereits vor 2 Wochen gefragt, ob ich heute 2 Stunden früher gehen kann. Heute ist der 75. Geburtstag meiner Großmutter. Den kann ich einfach nicht verpassen. Außerdem habe ich Sie in 3 E-Mails noch einmal an meinen Termin erinnert, sogar noch heute Morgen.“

„Ach ja, genau“, entschuldigt sich Rainer B. „Aber es wäre trotzdem schön, wenn Sie noch einige Dinge für mich tun könnten.“

„Nun ja, ich kann morgen etwas früher kommen“, schlägt Anke vor. „Aber nach dem Meeting sollten wir einmal über eine konkrete Arbeitsplanung sprechen. Ich habe auch ein Privatleben. Meine Arbeit kann nicht immer und ausschließlich erste Priorität haben, vor allem dann, wenn die Dinge ungeplant und unerwartet auf mich zukommen.“

Später auf dem Weg zur Geburtstagsfeier denkt Anke darüber nach, wie oft Rainer B. von ihr schon verlangt hat, ihre privaten Pläne über den Haufen zu werfen, damit sie noch länger im Büro bleiben kann, um irgendwelche unerwarteten Arbeiten zu erledigen. Diese Situation ist einfach nicht mehr tragbar.

Wie würden Sie an Stelle von Anke handeln?

 

Das schlägt Heike P. vor:

Ich würde mir das Problem erst noch einmal näher anschauen. Vielleicht hat mein Chef gar kein Planungsproblem, sondern einfach zu viel Arbeit, die eine Assistentin allein nicht mehr bewältigen kann. Wenn es so wäre, würde ich ihm vorschlagen, eine zusätzliche Assistentin oder Sekretärin einzustellen und genau beschreiben, welche Arbeiten die Neue und welche ich übernehmen würde. Der Vorteil: Wir könnten uns gegenseitig ablösen, wenn es darum geht, auch in den Abendstunden noch präsent zu sein. Der Nutzen für meinen Chef: Er kann jederzeit auf eine Assistenz zurückgreifen.

Das meint Miriam H:

Ich würde meinen Chef erklären, dass ich absolut effizient und nach den aktuellen technischen Standards arbeite. Das bedeutet, dass ich meine Arbeit innerhalb der normalen Bürozeiten bewältigen kann. Außerdem würde ich einen taktvollen Weg suchen, ihn darauf hinzuweisen, dass die Überstunden an der mangelnden gemeinsamen Planung liegen. Und ich würde ihn nachdrücklich darauf aufmerksam machen, dass auch mein Privatleben wichtig ist. Denn auch ich brauche Zeiten, um mich zu regenerieren, damit ich am nächsten Tag wieder voll für ihn da sein kann.

Das sagt Katrin W.:

Ich würde meinem Chef versichern, dass ich ihn immer gerne unterstütze, wo ich nur kann. Aber ich würde ihn auch daran erinnern, dass es bei mir Grenzen gibt. Deshalb müssten wir konkreter planen, damit wir auf demselben Stand sind und es nicht mehr so viel Unvorhergesehenes gibt. Chefs muss man manchmal daran erinnern, was sie von einem verlagen können und was nicht mehr akzeptabel ist.

 

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