„Sandra, haben Sie die Korrekturen von Dr. Hinrichs schon in den Bericht für das Meeting morgen eingearbeitet?“, fragt Vorstandsassistentin Kathrin ihre Zweitsekretärin.
„Bin gerade dabei“, sagt Sandra. „Ich füge sie dann gleich in die Datei in Ihrem Computer ein.“ – „Ja, bitte“, sagt Kathrin und wendet sich gleich wieder ihrer Arbeit zu.
Am Abend ruft Kathrin die Datei mit dem Bericht von Dr. Hinrichs auf, um zu überprüfen, ob Sandra alle Korrekturen eingearbeitet hat. Fast schon hat sie erwartet, dass Sandra die Arbeit nicht korrekt ausgeführt hat. Aber sie ärgert sich trotzdem furchtbar: Sandra hat die korrigierten Absätze einfach an das Ende des Berichts angehängt, statt sie Absatz für Absatz einzufügen. Nun kann Kathrin eine Stunde länger bleiben, um den Bericht für morgen fertig zu stellen.
Während Kathrin den Bericht vervollständigt, schaut ihr ihre Vorstandskollegin Paula über die Schulter: „Dachte ich es mir doch, dass Sie heute Überstunden machen. Ist noch viel zu tun?“ – „Eigentlich wäre ich längst fertig, aber Sandra hat wieder einmal den Vogel abgeschossen – wie so oft – und die Korrekturen nicht vollständig eingearbeitet. Jetzt kann ich Überstunden machen!“, sagt Kathrin resigniert.
„Sie haben sich schon öfter darüber beklagt, dass Sandra viele Fehler macht“, meint Paula. „Es kann doch nicht sein, dass Sie Ihre eigene Arbeit machen und auch noch die Fehler von Sandra ausmerzen.“ „Ja, ich weiß“, seufzt Kathrin. „Ich muss unbedingt etwas ändern. Aber ich habe zurzeit so viel zu tun, dass ich nicht einmal Zeit habe darüber nachzudenken, wie ich das Problem am besten angehe.“
Das meint Katharina B.:
„Ich würde an den Teamgeist und den gesunden Menschenverstand der Kollegin appellieren. Wenn sich keine Besserung zeigt, würde ich hin und wieder meinem Chef gegenüber Bemerkungen über sie fallen lassen, ohne sie direkt anzuschwärzen.
Begründung: Vielleicht kommt mein Chef dann selbst darauf, dass etwas nicht stimmt. Wenn er mich dann zu diesem Thema fragt, würde ich die Karten auf den Tisch legen. Vielleicht hilft dann ja ein klärendes Gespräch mit dem ganzen Sekretärinnen- Team und dem Chef ...“
Das sagt Ilke R.:
„In einem ruhigen Gespräch mit der Kollegin würde ich Folgendes klären: Gibt es Tätigkeiten, die ihr nicht liegen oder keinen Spaß machen, mir aber schon? Kann ich dafür Aufgaben abgeben, die mir nicht liegen, die sie aber gerne und besser wahrnehmen könnte? Generell würde ich sagen, dass es nicht zu meinen Aufgaben gehört, ihre Fehler auszubügeln. In Zukunft würde ich deshalb ihre Arbeit konsequent nicht mehr überprüfen.
Begründung: Es kann nicht sein, dass ich dauerhaft die Fehler anderer ausbügle – auf Kosten meiner eigenen Arbeits- bzw. Freizeit. Letztendlich ist jeder für sich verantwortlich und sollte nach den Leistungen gemessen werden, die er/sie tatsächlich erbringt.“
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