Es ist kurz vor Feierabend. Caroline, Assistentin des Geschäftsführers, ist gerade mit den letzten Vorbereitungen für das Meeting fertig, das in drei Tagen stattfinden soll, als Thomas Winter, Leiter der Controlling- Abteilung, auf sie zukommt: „Hallo Caroline“, begrüßt er sie charmant. „Nur noch einen Chart! O.k.? Für mich! Sie machen das so genial. Ich kann Ihre Hilfe wirklich gut brauchen.“
„Vielen Dank für das Kompliment, Thomas“, antwortet sie. „Aber ich habe Ihnen doch schon letzte Woche in meiner Freizeit geholfen, als Sie beinahe einen Termin nicht halten konnten.“
„Ich habe den Termin aber gehalten, dank Ihnen!“, strahlt Thomas Winter sie an.
„Warum geben Sie die Arbeit nicht Emma?“, fragt Caroline. Sie ist die Assistentin für die Controlling-Abteilung. „Wenn sie Schwierigkeiten mit den Charts hat ...“
„Das ist es nicht“, unterbricht sie Thomas. „Sie macht das prima. Sie braucht dafür nur viel länger als Sie. Und mir läuft einfach die Zeit weg.“
Caroline überlegt einen Moment. Ihr eigener Chef hatte ihr erst heute Morgen eröffnet, dass er befürchtet, Thomas Winter würde die Quartalszahlen nicht bis zum kommenden Meeting vorlegen können. Und das würde das gesamte Meeting infrage stellen. Aber was das Ganze noch schwieriger macht: Sie selbst hat mehr als genug mit den Zahlen zu tun, die sie nächste Woche für die Vorstandssitzung aufbereiten muss. Kein Zweifel: Wenn Sie Thomas Winter erneut aus der Patsche helfen soll, würde das für sie einige unbezahlte Überstunden bedeuten.
Wie würden Sie anstelle von Caroline reagieren?
So würde Helen P. handeln:
„Ich würde Thomas ganz klar sagen, dass die Aufgaben meines Chefs erste Priorität haben. Wenn mein Chef mir ausdrücklich sagt, dass ich Thomas Winter helfen soll, ist das eine Sache. Aber grundsätzlich ist Emma für ihn zuständig. Nicht ich.
Begründung: Thomas’ Terminschwierigkeiten sind sein Problem. Und wenn ich ihm immer wieder aushelfe, wird er nie lernen, realistisch zu planen, um rechtzeitig fertig zu werden.“
Das schlägt Cindy M. vor:
„Entweder würde ich Thomas sagen, dass dies das absolut letzte Mal ist, dass ich ihm aushelfe, oder ich würde ihn einfach zurück an Emma verweisen. In diesem Fall würde ich ihm anbieten, dass ich Emma helfe und ihr beibringe, wie sie seine Projekte termingerecht und rationell abzuwickeln lernt.
Begründung: Thomas darf sich in Zukunft nicht mehr auf mich verlassen. Er muss ebenfalls lernen und zwar, dass Emma allein für seine Aufgaben verantwortlich ist und dass er mit ihr eine effiziente Arbeitsweise anstreben muss.“
Das meint Diana S.:
„Als Erstes würde ich Thomas bitten, zu meinem Chef zu gehen, damit dieser entscheidet, welche Aufgabe für mich Priorität hat – die für meinen Chef oder das Projekt von Thomas. Wenn mein Chef meint, ich müsse ihm helfen, O.K. Aber dann würde ich auch eine Gegenleistung für meine Überstunden erwarten. Außerdem würde ich meinem Chef später sagen, dass jemand Emma beibringen müsse, effizienter und zielgerichteter zu arbeiten, damit Thomas in Zukunft eine bessere Unterstützung durch sie hat.
Begründung: Ich arbeite für zwei Chefs und strukturiere meine Arbeit streng nach Prioritäten. Wenn ich mir einmal nicht sicher bin, was Vorrang hat, dann frage ich und bitte die beiden, das Problem untereinander zu klären, nach dem Motto: Erst fragen, dann handeln. Das spart Zeit.“
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