Wie würden Sie entscheiden?
Christina betritt ihr Büro am Morgen mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist sie vollkommen glücklich mit ihrer beruflichen Situation. Vor sechs Monaten hat sie gemeinsam mit ihrem Chef begonnen, eine Vertriebsniederlassung des Unternehmens in Italien, in der Nähe von Brescia aufzubauen. Das lang ersehnte Arbeiten im Ausland ist für sie Wirklichkeit geworden. Endlich haben sich ihre hervorragenden Italienischkenntnisse bezahlt gemacht. Die spannende und abwechslungsreiche Arbeit macht ihr riesigen Spaß. Bis auf einen Punkt: Sie hat seit einem halben Jahr eine 60- bis 70- Stunden-Woche. Diese Situation kann nicht zum Dauerzustand werden.
In dem Augenblick, in dem sie darüber nachdenkt, betritt ihr Chef das Büro. Und weil sie ein hervorragendes Arbeitsverhältnis zu ihm hat und alles mit ihm besprechen kann, sprudelt es auch gleich nach dem Guten-Morgen-Gruß aus ihr heraus: „Sie wissen, dass wir seit sechs Monaten ein riesiges Arbeitspensum bewältigen. So kann es für uns beide nicht mehr weitergehen. Wir brauchen unbedingt noch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter.“ – „Ich weiß, was Sie leisten, Frau Liebig“, antwortet ihr Chef. „Und ich habe über dieses Thema gestern ausführlich mit Herrn Haller in Köln gesprochen. Trotzdem wird uns eine weitere Vollzeitkraft in diesem Jahr auf keinen Fall mehr bewilligt. Und was dann kommt, ist noch fraglich.“
„Aber die Firma vergütet mir doch ohnehin die ganzen Überstunden. Das ist doch auch nicht die beste Lösung!“, entgegnet Christina. Ihr Chef seufzt und zuckt ratlos mit den Schultern. Was würden Sie an Christinas Stelle sagen oder tun?
Das meint Anja W.:
Ich würde gemeinsam mit meinem Chef unser Budget genau unter die Lupe nehmen und versuchen, wenigstens eine günstige Aushilfe zu finanzieren.
Begründung: Schließlich arbeiten die beiden ganz eigenständig an einem umfangreichen Projekt. So viel Budgetfreiheit muss ihnen dann doch gewährt werden.
Das würde Svetlana K. tun:
Ich würde hartnäckig bleiben und meinen Chef dazu überreden, mit ihm gemeinsam eine genaue Kostenaufstellung zu machen. Darin würde ich die Kosten meiner Überstunden auflisten und zusätzlich die entgangenen Einnahmen des Unternehmens aufgrund der mangelhaften Personalsituation. Mit dieser Aufstellung würde ich beim zuständigen Vorgesetzten im Mutterunternehmen Überzeugungsarbeit leisten und den Vorschlag machen, eine Zeitarbeitskraft einzustellen.
Begründung: Zeitarbeitskräfte werden nicht als Personal-, sondern als Sachkosten abgerechnet. Die Lohnnebenkosten übernimmt das Zeitarbeitsunternehmen. Damit muss keine Vollzeitkraft mit allen Kündigungsschutzrisiken eingestellt werden.
Das schlägt Karin Z. vor:
Ich würde mir auf eigene Faust eine günstige Aushilfe suchen, die mir einfache Routinearbeiten abnimmt. Die würde ich dann aus eigener Tasche von meinem Überstundenentgelt bezahlen.
Begründung: Wenn mir die Aufgabe so viel Spaß macht und mir gleichzeitig meine Gesundheit wichtig ist, dann würde ich das Problem eben erst einmal auf unorthodoxe Weise lösen. Gleichzeitig bliebe ich weiterhin am Ball, um eine Mitarbeiterin genehmigt zu bekommen.