Die aktuelle Leserfrage: "Darf man mittlerweile Salatsoße mit Brot auftunken?"


"Ich habe eine Frage zum Thema Brot. Häufig sehe ich bei Geschäftsessen mit meinem Chef, dass andere Menschen im Restaurant Baguette benutzen, um damit z. B. Salatsoße aufzutunken. Das schmeckt bestimmt gut, doch gehört das mittlerweile zu den feinen Tischsitten? Oder blamiere ich mich und meinen Chef dann?"
Sabine W., Chefsekretärin

Und das sagt Der große Knigge, die Referenz für Takt und Stil, dazu.

Legere und gehobene Tischsitten

In Deutschland ist es seit einigen Jahren Trend, den Lebensstil mediterraner Länder zu adaptieren. Das zeigt sich besonders in der Wohn- und Esskultur. Baguette zu tunken ist typisch französisch: In Frankreich ist es in einfachen Lokalen gang und gäbe, Baguette als "Schieber" zu verwenden, um z. B. Salatsauce aufzunehmen. Jedoch auch in Frankreich gehört das Brottunken nicht zur gehobenen Tischkultur. Ähnlich ist es in Deutschland: Im Biergarten oder beim Picknick am See dürfen Sie es französischleger nehmen und tunken. In der gehobenen Gastronomie gelten jedoch weiterhin die klassischen Tischmanieren.

Brottunken gehört nicht dazu. In der gehobenen Gastronomie muss Brot nicht als Besteckersatz herhalten. Falls er nicht schon eingedeckt sein sollte, bitten Sie den Service, ihnen extra einen Löffel oder einen Gourmetlöffel zu bringen. Den Gourmetlöffel erkennen sie an seiner Kerbe und an seiner flachen Form, die besonders gut zum Aufnehmen von Soße geeignet ist.

Erkennungsmerkmal unter Profis

Etiketteprofis erkennen an Ihrem Umgang mit dem Brot sofort, wie es um Ihre Tischmanieren bestellt ist.

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Verfahren Sie nach der 4-Punkte- Strategie

  1. Nehmen Sie ein Stück Baguettebrot aus dem Brotkorb und legen Sie es auf den Brotteller links neben Ihrem Gedeck.
  2. Nehmen Sie ein Stückchen Butter, einen Klecks Ajoli oder Dip – je nachdem, was zum Brot gereicht wird – auf Ihren Brotteller.
  3. Brechen Sie ein mundgerechtes Stückchen Brot ab.
  4. Nehmen Sie mit dem Buttermesser einen Klecks Butter oder Dip auf Ihr Brotstück und befördern Sie es in den Mund.

Wichtig: Brot wird zum Abendessen nicht mit dem Messer geschnitten und nicht wie eine Stulle beschmiert.

Extra-Tipp: So hantieren Sie mit dem Gourmetlöffel

  • Generell gilt: Auch wenn ein Gourmetlöffel eingedeckt ist: Sie müssen ihn nicht benutzen, wenn Sie das nicht möchten.
  • In der gehobenen Gastronomie wird dieser in der Regel als drittes Besteckteil gereicht, wenn es zu dem Gericht eine delikate Soße gibt. Der Genuss dieser Zutat wird sehr schwierig, wenn Sie den Gourmetlöffel nicht verwenden.
  • Der Gourmetlöffel ist so etwas wie ein "Zwitter" aus Messer und  Suppenlöffel. Daher nehmen Sie ihn als Rechtshänderin in die rechte Hand. Linkshändige können heutzutage den Gourmetlöffel  selbstverständlich in die linke Hand nehmen.
  • Sie dürfen je nach Bedarf zwischen ihm und dem Messer hin- und herwechseln. Legen Sie das gerade nicht benutze Besteckteil oberhalb des Tellers ab.
  • Bei Fischgerichten können Sie sich das Leben einfach machen. Entscheiden Sie sich für den Gourmetlöffel und lassen Sie das Fischmesser liegen. Da Fisch (außer geräucherte Sorten) nicht geschnitten werden muss, ist der Gourmetlöffel ein vollwertiger Ersatz dafür.


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