Im letzten Jahr startete die Zeitschrift "Readers Digest" einen großen Ehrlichkeitstest: Reporter testeten die Ehrlichkeit verschiedener Nationen, indem sie in 32 Städten rund um den Globus Handys "verloren". Pro Stadt wurden 30 Mobiltelefone der mittleren Preiskategorie auf belebten Plätzen deponiert.
Um die Ehrlichkeit steht es besser als erwartet
Weltweit waren die Einschätzungen der Befragten pessimistisch: Es gebe nur noch wenig Ehrlichkeit und egoistisches Verhalten sei an der Tagesordnung, so die weltweiten Meinungen. Doch falsch: Immerhin 68 Prozent der verlorenen Handys wurden zurückgegeben. Einige Befragte glaubten außerdem, dass ältere Menschen es mit der Ehrlichkeit ernster nehmen als jüngere und dass reiche aufrichtiger seien als arme. Doch solche Vermutungen ließen sich nicht bestätigen.
Die ehrlichste Stadt in diesem Versuch war Ljubljana (Slowenien): 29 der 30 Handys wurden zurückgegeben. Schlusslicht im Ehrlichkeits-Test waren Hongkong und Kuala Lumpur: 17 Mobiltelefone wechselten den Besitzer für immer.
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Motive der Ehrlichkeit: Mitleid, Erziehung, Glaube und Vorbildfunktion
Der häufigste Grund für die Ehrlichkeit: Mitgefühl. Viele der ehrlichen Finder gaben an, dass sie selbst schon einmal etwas Wertvolles verloren hatten. Sie wollten nicht, dass anderen dasselbe wiederfuhr. Einige dachten auch an den immateriellen Wert des Handys für den Besitzer und die gespeicherten Daten auf dem Gerät.
Oder: Sie führten ihre Ehrlichkeit auf ihre Erziehung oder ihren Glauben zurück. Eltern, die mit ihren Kindern unterwegs waren, wollten ein gutes Vorbild sein. Ein obdachloser 52-jähriger ehemaliger Bauunternehmer sagte: "Man findet und man verliert Sachen. Aber die eigene Ehrlichkeit bleibt einem."
Weiterer Nutzen der Ehrlichkeit: Weniger Stress
Unaufrichtigkeit verkompliziert das Leben und stresst den Körper so deutlich, dass ein Lügendetektor die Anspannung messen kann. Zu den Stresszeichen der Un-Ehrlichkeit gehören verstärkte Schweißabsonderung, beschleunigter Herzschlag, erhöhter Blutdruck und eine größere Muskelanspannung. Diebe müssen mit der Angst leben, dass man ihnen auf die Schliche kommt. Außerdem kostet es viel Mühe, neue Lügen zu erfinden, um Unaufrichtigkeiten zu vertuschen.
So klappt's mit der Ehrlichkeit im Alltag
Wenn Sie sich zur Ehrlichkeit entschließen, profitieren nicht nur Ihre Mitmenschen, sondern auch Sie selbst: Sie haben ein gutes Gewissen, können erhobenen Hauptes in den Spiegel schauen und ersparen sich unnötigen Stress und Ärger. Hier die drei besten Tipps, damit es Alltag mit der Ehrlichkeit klappt:
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1. Sagen Sie nicht zu schnell Ja
Manchmal sieht es so aus, als würden Höflichkeit und Ehrlichkeit sich ausschließen. Es fällt schwer, auf solche Fragen mit Nein zu antworten:
- "Hat Ihnen mein Vortrag gefallen?"
- "Du wirst doch zur Feier des Tages ein Gläschen mit mir trinken?"
- "Werden Sie wiederkommen?"
Ein unaufrichtiges Ja soll die Gefühle des anderen schonen. Bedenken Sie jedoch: Wenn ein Ja sich im Nachhinein als Lüge entpuppt, ist dies für den Betroffenen viel unangenehmer als ein taktvolles Nein. Stehen Sie zu Ihrer Meinung und formulieren Sie Ich-Sätze:
- "Für mich als Laien war es durch die vielen Fachausdrücke schwierig, Ihnen zu folgen."
- "Ich trinke (heute) keinen Alkohol."
- "Nein, ich plane nicht, noch einmal zurückzukommen."
2. Nicht jede Wahrheit muss ausgesprochen werden
Ehrlichkeit kann Sie oder Ihr Gegenüber vor zukünftigen unerwünschten
Situationen bewahren.
Beispiel: Ein Klavierlehrer redet mit den Eltern, wenn das zum Unterricht geschickte Kind kein Talent hat. So bewahrt er die Eltern vor sinnlosen Ausgaben und das Kind vor frustrierenden Misserfolgen. Stattdessen können andere Talente entdeckt und gefördert werden.
3. Zeigen Sie Ihr Wohlwollen
Ehrlichkeit sollte nicht vernichten, sondern ein Ansporn zur Veränderung sein. Kleiden Sie Ihre Wahrheit daher in sanfte Worte und zeigen Sie Ihr Wohlwollen dabei auf. Und machen Sie deutlich, dass es sich um Ihre Sicht der Dinge handelt und Sie keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.