Im Januar 2008 hat der Weltwirtschaftsgipfel in Davos stattgefunden. Ein zeitaufwendiges und teures Event. Dennoch wollten die Manager nicht darauf verzichten. Denn auch in der modernen Arbeitswelt können Internet und Videokonferenzen das persönliche Gespräch nicht ersetzen. "Lieber mal reden als mailen" gilt mittlerweile überall.
Fünf Tage dauerte die Konferenz in den Schweizer Alpen. Knapp 18.000 Euro kostete der Mitgliedsbeitrag. Hinzu kamen knapp 6.000 Euro Teilnahmegebühr. Doch trotz der hohen Kosten sehen viele der 2.400 Teilnehmer das Geld als beste Investition des Jahres. Die Begründung der Teilnehmer:
Die Reden und Diskussionen im Kongresszentrum sind zwar wichtig, aber doch vor allem schmückendes Beiwerk. Das "Herz von Davos" schlug in den langen Gängen des Hotels Belvédère. Hier wurden ungezählte Geschäftsfreundschaften begründet oder gepflegt, hier wurden Allianzen geknüpft, Streitigkeiten beigelegt und, und, und. Kurz: Hier ging es um das persönliche Gespräch!
Zurück zum persönlichen Gespräch: Welcher Trend dahintersteckt
Shakehands, wie war Ihr Flug, was darf ich Ihnen zu trinken anbieten ... Die eingespielten Rituale im Geschäfts-Gespräch schienen vor wenigen Jahren ein echtes Auslaufmodell zu sein. Nicht wenige glaubten, dass E-Mail und Videokonferenzen das klassische Geschäfts-Gespräch ersetzen werden. Weit gefehlt. Zurzeit ist - nicht nur auf der Ebene des Topmanagements - ein gegenteiliger Trend zu beobachten: Für Routineaufgaben und den Austausch von Informationen ist computervermittelte Kommunikation sehr effizient. Bei Verhandlungen - oder wenn es darum geht Kontakte zu knüpfen, zu vertiefen oder Streitigkeiten beizulegen - sollten Sie aber immer auf das persönliche Gespräch setzen!
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E-Mail versus Gespräch: Stichwort Kanalreduktion
Warum auch Sie das persönliche Gespräch niemals außer Acht lassen sollten, hat seinen Grund in dem, was in der Kommunikationsforschung als Kanalreduktion bezeichnet wird: Nicht einmal 20 Prozent der menschlichen Kommunikation erfolgen verbal. Die übrigen gut 80 Prozent laufen über andere Kanäle: Intonation, Mimik, Gestik.
Denken Sie an folgendes Beispiel: Gerade wenn es in einem Gespräch um kontroversen Themen oder Verhandlungen geht, kann es entscheidend sein, einen irritierten Blick des Gegenübers wahrzunehmen oder bei einem ungeduldigen Wippen mit den Füßen den Kurs zu korrigieren.
Und E-Mail? Der größte Teil dieser menschlichen Interaktion fällt weg, wenn das eigentlich notwendige Gespräch über elektronische Wege verläuft. Das gilt übrigens nicht nur für Führungskräfte: So hat eine Untersuchung der Technischen Universität Wien ergeben, dass Unternehmensmitarbeiter beim Umstieg vom persönlichen Gespräch auf E-Mail zwar Informationen schneller verarbeiten. Doch offenbart sie erhebliche Schwächen
- bei der Konfliktlösung,
- beim Aufbau persönlicher Nähe oder
- der Möglichkeit, die Leistungen von Mitarbeitern richtig zu beurteilen
E-Mails anstelle von persönlichem Gespräch: Was alles falsch laufen kann
Per E-Mail lässt sich einfacher und schneller als je zuvor korrespondieren. Doch gerade deshalb kommt es oft zu Pannen, die in einem Gespräch einfach nicht passieren würden. Typische Beispiele:
- Unklare Handlungsaufforderungen wie "Wir müssen mal sehen, wer das bearbeiten könnte ..." führen - auch im Gespräch - in die Sackgasse. Bestimmen Sie mit Ihren Kommunikationsformen deshalb immer klar und deutlich, wer was wann tut.
- Rechtschreibfehler ohne Ende nach dem Motto "dasd update werden wir morgen einspelen". Besser Sie verzichten auf Kleinschreibung und lesen einmal Korrektur. Alles andere empfindet der Empfänger als Geringschätzung.
- "Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen ;-) ..." Ironie wird in schriftlicher Form meist gar nicht oder falsch verstanden. Smileys und andere Emoticons lassen Sie deshalb in geschäftlicher Korrespondenz einfach weg.
- "Ich habe Ihnen vorhin eine E-Mail geschrieben. Können Sie den Anhang öffnen?" Mangelndes Vertrauen führt oft zu Doppel- und Dreifachkommunikation - manchmal innerhalb weniger Minuten. Was die Verständigung vereinfachen sollte, macht sie nur komplizierter.