Welche Grußgesten kennen Sie?


Es gibt verschiedene Grußgesten, zum Beispiel den Tagesgruß (ohne Körperkontakt, gegebenenfalls kombiniert mit einem Zunicken oder einem Winken), den Kniefall, die Verbeugung, den Handkuss, den Bruderkuss, das „Bussi-Bussi“ und das Händereichen sowie individuelle Begrüßungsrituale in bestimmten Milieus, Gangs und bei Jugendlichen.

In unverbindlichen Situationen genügt in der Regel ein Tagesgruß, kombiniert mit einem freundlichen Zunicken ohne Körperkontakt. In verbindlichen und offi ziellen Situationen sowie bei wichtigen Erstkontakten sollten Sie hingegen nicht auf den Handschlag verzichten.

Die Begrüßung: Ritualisierter Körperkontakt:

Die Begrüßung ist eine „Kontakt-Aufnahme“, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Macht dieser ritualisierten Berührung ist nicht zu unterschätzen, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen:

Der Harvard-Psychologe Christopher C. Nocera hat herausgefunden, dass der Tastsinn bei zwischenmenschlichen Berührungen der „am meisten unterschätzte Sinn  in der Verhaltensforschung“ ist. Er sagt: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass schon Berührungen wie ein Handschlag einen Einfluss auf unser Sozialverhalten haben und unbewusste Bewertungen ausüben.“

Psychologen um Dacher Keltner von der University of California in Berkeley/USA fanden heraus, dass erfolgreiche Sportteams sich häufi ger berühren als weniger erfolgreiche. Ihre Erkenntnis: Körperliche Interaktion ist ein Indiz funktionierender Teams. Spieler, die auf dem Spielfeld konstant Körperkontakt zu ihren Teampartnern herstellten (z. B. durch Abklatschen, beim Abgeben des Balls), zeigten auf dem Feld spielerische Höchstleistung. Solche Berührung wird als Zuspruch, Unterstützung und Bestätigung interpretiert und signalisiert „Wir teilen uns die Arbeit“.

Das gilt auch für Liebespaare. Weitere Untersuchungen der Universität Harvard mit verheirateten Paaren zeigten: Paare, die sich häufi g berühren, empfi nden ihre Beziehung als befriedigender im Vergleich zu den Paaren, die Körperkontakt sparsam dosieren.

Nach Ansicht von Dr. Tiffany Field, Leiterin des „Touch Research Institute“ an der University of Miami School of Medicine/USA, kann Berührung Schmerzen reduzieren, Angst und Depressionen mildern, das Immunsystem stärken sowie aggressives Verhalten ändern. Eine wohlwollende Berührung setzt das Hormon Oxytocin frei, das wiederum hilft, das Wohlbefi nden zu steigern und das Stresshormon Cortisol zu reduzieren.

Berührungen helfen sogar dabei, mehr Trinkgeld zu bekommen. Dieses Phänomen wird die „Midas-Berührung“ genannt. Berühren Kellnerinnen und Kellner ihre Gäste unabhängig vom Geschlecht kurz an der Schulter, erhöht sich das Trinkgeld durchschnittlich um 18 Prozent. Eine weitere fl üchtige Berührung brachte insgesamt 37 Prozent mehr Trinkgeld ein.

Sie merken: Auch wenn die Effekte um die körperliche Berührung und den Handschlag noch nicht bis ins Detail geklärt sind, ist der Händedruck doch ein wichtiges Begrüßungsritual, das Nach druck verleiht und die Kontaktaufnahme intensiviert.

Der Handschlag als kulturelles Erbe

Hinzu kommt, dass der Handschlag seit jeher eine wichtige Geste der Einigung und des Vertrauens ist. Vor der Erfindung der Buchdruckkunst konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben. Dementsprechend wurden Geschäfte und Verträge mündlich abgesprochen sowie per Handschlag besiegelt. Der Handschlag war das positive Signal: Wir sind uns einig/Wir sind im Geschäft. Einige Geschäftsleute vertrauen bis heute auf diesen „Handschlag unter Männern“.

So fühlt sich ein angenehmer Handschlag an

Die positiven Effekte des Handschlags bleiben aus, wenn er unangenehm ist, etwa weil jemand zu fest zugreift („Schraubstock-Griff“), eine lasche Hand reicht („toter Fisch“), zu lange oder ohne Blickkontakt schüttelt oder dabei zu nahe kommt. Gerade die ältere Generation fi ndet es darüber hinaus unhöflich, wenn die Hand bei der Begrüßung in der Hosentasche bleibt.

Schnell-check: Achten Sie auf diese Details

  • Blickkontakt: Versuchen Sie kurz, die Augenfarbe Ihres Gegenübers zu erkennen.
  • Druck: fest, kein „toter Fisch“, kein „Schraubstock“.
  • Temperatur: weder eiskalt noch verschwitzt. Bei Schwitzhänden streifen Sie den Schweiß notfalls diskret an der eigenen Kleidung ab. Bei kalten Händen hilft ein kurzes, schnelles Gegeneinanderreiben der Handflächen.
  • Dauer: bei Erstkontakten zwei bis drei Sekunden, bei guten Bekannten gegebenenfalls etwas länger.
  • Körperhaltung: aufrecht, ohne Hand in der Hosentasche.
  • Distanz: etwa 50 Zentimeter bei Erstkontakten, bei guten Bekannten gegebenenfalls etwas weniger