Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird zugeben müssen, dass er bei Kritik im ersten Moment verletzt oder ärgerlich ist und am liebsten aus der Haut fahren würde. Denn: Wer hört sich schon gerne Kritik über sich selbst an? Kaum einer nimmt Kritik so gerne an wie ein Kompliment. Aber selbstverständlich kommt es auch darauf an, wer die Kritik äußert und wie sie an den Mann oder die Frau gebracht wird.
Tatsächlich kann wohlwollend formulierte Kritik ein Beweis unseres Kritikers sein, dass er an unserer Person interessiert ist und uns auf Stolpersteine aufmerksam machen will, die wir uns selbst in den Weg legen. Wir können aus seiner Kritik lernen.
Tipp:
Versuchen Sie, jede Kritik, die an Sie herangetragen wird, erst einmal von diesem positiven Standpunkt aus zu sehen. Diese Einstellung hilft Ihnen, im ersten Moment auf Kritik weniger verletzt und ärgerlich, dafür aber gelassener zu reagieren, auch wenn sich Ihr Chef oder Ihre Kollegin vielleicht im Ton vergreift. Üben Sie, Kritik als Chance zu sehen, um
- Fehler an sich selbst zu erkennen und sich zu verbessern,
- an Ihrer Souveränität im Umgang mit sich selbst und anderen zu feilen,
- sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln,
- zu erkennen, wie andere Sie einschätzen.
So reagieren Sie in der konkreten Situation:
1. Zwingen Sie sich dazu, den anderen ausreden zu lassen.
Unterdrücken Sie den Impuls, sich sofort zu rechtfertigen, um die Kritik zu entschärfen. Hören Sie sich die Ausführung in Ruhe an. Nur so erfahren Sie, was Ihr Gegenüber Ihnen wirklich sagen will. Außerdem vermeiden Sie damit hitzige Diskussionen.
2. Zählen Sie ruhig bis zwanzig,
wenn Sie merken, dass Wut in Ihnen hoch steigt oder Sie den Impuls verspüren, in die Defensive zu gehen und sich sofort zu entschuldigen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung und erinnern Sie sich daran, dass Sie den anderen ausreden lassen wollten. Denken Sie auch daran, wie souverän Sie wirken, wenn Sie ruhig auf Kritik reagieren. Das hilft.
3. Nehmen Sie die Kritik ernst.
Wenn der andere in Ruhe ausreden konnte, sind Sie dran. Haken Sie erst einmal ganz ruhig nach. Erfragen Sie Details, was genau ihn stört, und vermitteln Sie Ihrem Kritiker, dass Sie Interesse an seinen Ausführungen zeigen. Versuchen Sie, der Sache auf den Grund zu gehen, indem Sie nachfragen. So verstehen Sie besser, was genau der andere Ihnen sagen will. Und wenn die Kritik zu allgemein geäußert wird, fragen Sie nach einem Beispiel.
4. Geben Sie sich Zeit.
Wenn Sie feststellen, dass Sie im ersten Moment nicht zur Klarheit gelangen, bitten Sie den anderen um Bedenkzeit. Vertagen Sie das Gespräch und betrachten Sie die Angelegenheit erst einmal in Ruhe von allen Seiten. In den meisten Fällen findet sich dann für beide Seiten eine gute Lösung.
5. Bleiben Sie immer lösungsorientiert.
Stoppen Sie gegenseitige Schuldzuweisungen und bringen Sie das Gespräch souverän immer wieder zurück auf das Ziel einer gemeinsamen Lösung.
Allerdings: Wenn Sie bei genauerer Betrachtung feststellen, dass eine Kollegin oder ein Kollege Sie wiederholt zu Unrecht kritisiert und pauschal Ihre Persönlichkeit angreift, nur weil sie oder er Sie klein machen will, dann brauchen Sie sich in Zukunft nicht mehr so intensiv mit dessen Kritik auseinanderzusetzen. Bleiben Sie trotzdem ruhig und machen Sie Ihren Standpunkt sehr bestimmt deutlich. Lassen Sie sich nicht dazu provozieren, sich auf die gleiche Ebene zu begeben. Beharren Sie in ruhiger Freundlichkeit auf Ihren Argumenten. Denn wenn Sie gelassen und souverän reagieren, bleiben Sie in der stärkeren Position, und das wiederum stärkt Ihr Selbstbewusstsein und verunsichert den Angreifer. Irgendwann wird er es aufgeben, Sie zu Unrecht zu kritisieren, weil er spürt, dass er Sie so nicht treffen kann.